Frankfurt, 31.12.2025
Zeit für gute Nachrichten
„Fehlt es eigentlich an guten Nachrichten – oder erzählen wir zu wenig davon?“, fragte der Bischof in seiner Predigt und machte an drei Beispielen deutlich, dass Hoffnung dort entsteht, wo Menschen Verantwortung übernehmen und auf die Gnade Gottes vertrauen.
Bätzing griff die Erfahrung vieler Menschen auf, die sich von der täglichen Nachrichtenlage überfordert fühlen. Viele schauten keine Nachrichten mehr, nicht aus Desinteresse, sondern weil es sie einfach zu traurig mache. Gerade deshalb brauche es Erzählungen, die Mut machen.
Integration gelingt, wenn Menschen füreinander einstehen
Als erstes Beispiel nannte der Bischof ein Projekt der kirchlichen Flüchtlingshilfe, das vom Caritasverband und dem diözesanen Fonds „Partnerschaft mit Flüchtlingen“ unterstützt wird. Ehrenamtliche begleiten dort geflüchtete junge Menschen durch die Herausforderungen einer dualen Ausbildung. „Ohne Unterstützung fühlen sich viele durch die Anforderungen – besonders im schulischen Teil – überfordert“, so Bätzing. Das Engagement trage Früchte: „Mir saßen eine Diätassistentin, ein Busfahrer, ein Kfz-Mechatroniker und eine Notarfachangestellte gegenüber – voller Stolz auf ihren erfolgreichen Abschluss“, so Bätzing. Alle hätten heute eine feste Anstellung. So könne Integration in Deutschland gelingen.
Langeweile als Quelle von Kreativität und Wachstum
Ein weiteres Beispiel nahm den Medienkonsum in einer digital geprägten Welt in den Blick. Unkontrollierte Mediennutzung könne insbesondere für Kinder und Jugendliche eine Gefahr darstellen. Er berichtete von einer alltäglichen Situation, in der Langeweile zur Kreativität führte und am Ende sei eine fantastische Geschichte entstanden. Seine Erkenntnis: „Langeweile ist nicht selten die Mutter der Kreativität“, so Bätzing. Es lohne sich, Kindern und Jugendlichen Freiräume zuzutrauen.
Hoffnungszeichen im Glauben neu wahrnehmen
Als drittes Hoffnungszeichen verwies der Bischof auf Entwicklungen in der Kirche. In Frankreich sei die Zahl erwachsener Menschen, die um die Taufe bitten, sprunghaft gestiegen. „Diese jungen Menschen sind auf Wegen zu uns gekommen, die wir Bischöfe nicht vorgezeichnet hatten“, zitierte Bätzing den Vorsitzenden der französischen Bischofskonferenz. Und auch in Deutschland habe eine Umfrage jüngst ergeben, dass etwas mehr als die Hälfte der jungen Katholiken sich erneut für die katholische Kirche entscheiden würde. Vielleicht sei es Zeit für einen Perspektivwechsel: „Jeder Christ, jede Glaubende ist ein Wunder der Gnade Gottes“, so der Bischof. Kirche müsse lernen, nicht von der Zugehörigkeit der Mehrheit auszugehen, sondern von unten hinauf zu zählen – so wie am Anfang des Christentums.
Zum Abschluss schlug Bätzing den Bogen zur Weihnachtszeit und zum neuen Jahr. Mit Blick auf das Weihnachtsfest erinnerte er daran, dass Hoffnung ihren Ursprung im Neuanfang habe. „Das Denken der Hoffnung orientiert sich nicht am Tod, sondern an der Geburt“, zitierte er den Philosophen Byung-Chul Han. Weihnachten und der Jahreswechsel seien daher ein Ansporn, „gute Nachrichten aufzuspüren von dem, was neu beginnt – und sie weiterzuerzählen.“