Wiesbaden, 12.02.2025
Kleine Impulse mit großer Wirkung
Kinder positiv bestärken und konsequent auf ihre Stärken eingehen. Eigentlich hört sich das ganz einfach an. Doch der Kita-Alltag sieht oft ganz anders aus. Herausfordernde Kinder bekommen oft nur negatives Feedback. Sind sie dann endlich ruhig, wird mit dem Rest der Gruppe gearbeitet. Anderen Kindern bieten sich kaum Entwicklungsmöglichkeiten, weil sie den sprachlichen und sozialen Herausforderungen des Kita-Alltags nicht gewachsen sind.
Mit einfachen Mitteln viel erreichen

Die Marte Meo Methode ist ein pädagogischer Ansatz, der dem - mit letztlich ganz einfachen Mitteln - entgegenwirken möchte, und auch in der katholischen Kita Maria Hilf in Wiesbaden praktiziert wird. „Wir sehen uns an, welche Fähigkeiten beim Kind bereits vorhanden sind. Wir fangen da an, wo das Kind ist, und nicht, wo wir es haben wollen“, erzählt Kita-Leiterin Nina-Voss, die die Ausbildung zur Marte Meo Therapeutin und Fachberaterin gemacht hat.
Kinder, die sprachliche oder sozial-emotionale Unterstützung benötigen, werden in kurzen Interaktionsmomenten mit der pädagogischen Fachkraft positiv bestärkt. Komme ein Kind zur Ruhe und entspanne sich, sei es besonders aufnahmefähig, so Voss. Genau in solchen Augenblicken müsse man auf das Kind zugehen. Das können nur kurze Momente sein, doch in der Kontinuität seien oft deutliche Entwicklungsfortschritte zu beobachten, so Voss. Statt auf Fehlverhalten oder Mängel hinzuweisen, gehe es um eine positive Sichtweise, die sich auf alle Bereiche der Kita übertrage. Statt umständlicher Dokumentation anhand von Berichten kommt zudem Videografie zum Einsatz.
Es geht um Respekt und Nächstenliebe

„Mir geht da oft das Herz auf“, erzählt Voss. Die Marte Meo Methode lasse sich zudem wunderbar mit dem christlichen Menschenbild, das die Einrichtung vertritt, verbinden. „Hier geht es um Respekt und Nächstenliebe.“ Alle 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kita-Teams haben sich innerhalb eines Jahres zu Marte Meo Praktizierenden ausbilden lassen. Dabei wurden - mit Zustimmung der Eltern - regelmäßig Videoclips von Interaktionen zwischen Fachkräften aufgenommen, analysiert und vom Kita-Team reflektiert. Die Videografie zeigt den Eltern zudem Entwicklungsschritte auf und dient der unbürokratischen Dokumentation. Das führe wiederum zu Entspannung und Entlastung im Kita-Alltag. „Ich kenne nichts, das näher an unserer Praxis ist, als Marte Meo“, sagt Voss.
Anfang Dezember 2024 überreichte die Gründerin der Marte Meo Methode, Maria Aarts, persönlich das Zertifikat an die Kita Maria Hilf im Rahmen der Mitarbeitendenkonferenz aller sieben Kitas der Pfarrei St. Bonifatius. Auch in den sechs anderen Einrichtungen ist man an dem Konzept interessiert. Dort lassen sich mittlerweile jeweils zwei Personen zu Marte Meo Praktizierenden ausbilden.