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Limburg, 03.02.2025

Zehn Jahre bloggen für die Synodalität

Holger Dörnemann, Studienleiter in der Katholischen Akademie Rabanus Maurus in Frankfurt und Geistlicher Mentor für Lehramtsstudierende Katholischer Theologie der Goethe-Universität, hat seit der III. außerordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode 2014 bis zur XVI. Bischofssynode über die Synodalität 2021-2024 gebloggt. Auch beim Synodalen Weg in Deutschland war er dabei und arbeitete mit. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen.

Herr Dörnemann, Sie haben einerseits die Synoden der Bischöfe begleitet, waren aber auch bei den Synodalversammlungen in Frankfurt dabei. Was waren hier die größten Unterschiede?

Bei den Weltsynoden war ich als Blogger eigentlich nur Beobachter, habe mich aber gefreut, dass meine Blogbeiträge auch in der Berichterstattung berücksichtigt wurden. Beim Synodalen Weg war ich hingegen als Sexualpädagoge und Theologe Berater im Synodalforum IV „Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“. Wenn ich eines nach wie vor am meisten im Verlauf des Synodalen Wegs bedauere, dann, dass es nicht gelungen ist, die Notwendigkeit sexueller Bildung bei der Aus- und Weiterbildung hauptamtlichen Personals als Handlungstext in der Synodalversammlung zu behandeln. Wenn der Missbrauchsskandal eigentlicher Anlass des Synodalen Wegs war und ist, der den „Mangel sexueller Reife“ als eine Hauptursache desselben herausstellte, halte ich die Übergehung dieses Handlungstextes für grob fahrlässig. Jetzt liegt dieser Handlungstext gewissermaßen in der Schublade beziehungsweise zuunterst gereiht in einer Buch-Dokumentation des Synodalen Wegs. Das sollte aus meiner Sicht nicht so bleiben. Aber das verbindet den Synodalen Weg und die Weltsynode auch, dass so einige Heiße-Eisen-Themen zurückgestellt oder aus dem Synodalen Prozess ausgelagert wurden.

Gibt es ein Highlight, das Ihnen in den vergangenen zehn Jahren besonders in Erinnerung geblieben ist?

Am meisten ist mir der Tag in Erinnerung, als das nachsynodale Schreiben Amoris laetitia – das Ergebnisdokument der beiden Familiensynoden 2014 und 2015 – am 8. April 2016 veröffentlicht wurde. Ich bekam den Entwurf von einem befreundeten Journalisten etwas früher zur Ansicht und freute mich sehr, als ich darin über die Suchfunktion etwa 14 Mal die Ehe als eine „besondere“ oder „größte Freundschaft“ benannt sah. Ich hatte mit einem Mal das Gefühl, hier auch etwas mit beigetragen zu haben, da ich in dieser Zeit selbst viel zu diesem Zitat, das in Amoris laetitia (AL 123ff.) Thomas von Aquin zugesprochen wird, publiziert hatte. Das war und ist mein persönliches Highlight, da mit der Bezeichnung der Ehe als „besonderer Form der Freundschaft“ auch weitere Paarbeziehungen als Freundschaften in den Blick kommen. Dieser Blogbeitrag https://familiensynode.blogspot.com/2016/04/ ist sicher auch der emotionalste geworden.

Wie bewerten Sie die Ergebnisse des Synodalen Wegs in Deutschland und der Bischofssynode über die Synodalität? Was hat sich in den vergangenen zehn Jahren im Bereich der Synodalität getan?

Selbst wenn die Umsetzung der Synodalität noch viel harte Arbeit auf allen Ebenen bedeuten wird, glaube ich fest, dass bei der Katholischen Kirche mit der Inkraftsetzung des Abschlussdokuments im Oktober 2024 bei der zu Ende gegangenen Weltsynode zur Synodalität wirklich ein „Reset“ stattgefunden hat.

Das Ergebnis der Weltsynode hat dazu geführt, dass die katholische Kirche dauerhaft in einem synodalen Prozess bleibt. Das bedeutet, dass alle Ebenen der Kirche eine neue Verantwortung tragen. Besonders die nationalen Bischofskonferenzen sind jetzt gefordert, ihre Aufgaben im Sinne der „heilsamen Dezentralisierung“, die Papst Franziskus betont hat, wahrzunehmen. Sie sollen sicherstellen, dass Synodalität das kirchliche Leben prägt – von den Gemeinden über pastorale Strukturen bis hin zu den Diözesen.

Das wird erst langsam mit den ersten Entscheidungen vor Ort in den nächsten Wochen und Monaten als „Ruck“ spürbar werden. Und so braucht es auch noch etwas Geduld bis das System in der veränderten Weise – um im Sprachspiel des Resets zu bleiben – wieder neu hochgefahren ist.

 

Die Fragen stellte Felicia Schuld, Redakteurin der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.

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