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Hadamar, 17.01.2025

Bilder aus Licht

Mit Licht malen: Pinselstrich für Pinselstrich entfernt Andrea Hebgen die aufgetragene Farbschicht auf einer Glasscheibe. Nach und nach wird durch Licht und Schatten ein Gesicht erkennbar. Glasmalerei ist Handwerk – das lässt sich auch an kunstvoll gestalteten Kirchenfenstern bewundern.

Hebgen unterrichtet an der staatlichen Glasfachschule Hadamar das Fach „Techniken der Glasgestaltung“. „Die Ausbildung dauert drei Jahre. Hier lernen die Auszubildenden zum Beispiel, sakrale Darstellungen zeitlich einzuordnen. Auch die verschiedenen Techniken der einzelnen Epochen eignen sich die Auszubildenden an, um beispielsweise Restaurationen durchführen zu können“, sagt Hebgen. „Fehlt zum Beispiel eine Scherbe aus dem Gesicht, sollen die Schülerinnen und Schüler dazu in der Lage sein, das Segment ersetzen zu können“, so Hebgen. Besonders gerne arbeite sie mit ihren Schülerinnen und Schülern an beschädigten Originalen.

Von bildlich zu abstrakt

„Um den Gottesdienstbesuchenden, die damals oft nicht lesen konnten, die Geschichten zu erklären, hat man angefangen, die biblischen Geschichten immer bildlicher darzustellen. In der Moderne ist die Glasmalerei sehr viel abstrakter“, so Hebgen. Der Begriff „Glasmalen“ kommt ursprünglich vom Malen mit Glas, also dem Zusammensetzen von Scheiben zu einer Bleiverglasung.

Was die angehenden Glasveredlerinnen und -veredler beachten müssen: Beim Arbeiten sitzen sie ganz nah dran am Glas. Später wird das Fenster zum Beispiel in einer Kirche in einigen Metern Entfernung hoch oben angebracht sein. Daran erinnert Hebgen regelmäßig ihre Schülerinnen und Schüler: „Die Auszubildenden neigen dazu, sich an einzelnen kleinen Stellen zu verlieren. Da muss ich immer sagen: Später wird niemand mehr genau vor diesem Faltenwurf knien und sagen: Oh, da ist aber ein Kratzer.“ Beim Arbeiten ab und zu ein paar Schritte Abstand zu nehmen, helfe.

Experimentieren erwünscht

Ursprünglich waren vor allem Mönche Glasmaler. „Wir wissen durch Aufzeichnungen, dass sich die Arbeitsschritte und auch die Materialien im Wesentlichen nicht verändert haben zu heute. Natürlich haben wir inzwischen Öfen, die elektronisch geschaltet und nicht mehr mit Holz befeuert werden. Damit ist es jetzt leichter, die nötige Temperatur zu halten“, sagt Hebgen. Heute gebe es aber eine viel größere Bandbreite an Farben, die sich auch mischen lassen. Die Farben in Pulverform werden je nach Technik mit unterschiedlichem Mal-Bindemittel-System angemacht. Das heißt, es gibt immer eine klebende und eine verdünnende Komponente. „Ganz klassisch im Mittelalter waren das beispielsweise Bier, Wein oder Gummi arabicum in Kombination mit Wasser. Bei den Mönchen, wenn nichts anderes zur Hand war, eben auch Urin“, weiß Hebgen. Mit ihren Schülerinnen und Schülern hat sie schon viel experimentiert zum Beispiel mit Honig oder Kokosfett. Gut funktioniert hat die Kombination mit Cola. „Wie eine Farbe nach dem Brennen aussieht, kann ganz anders sein, als erwartet. Das macht das Handwerk für mich so spannend“, sagt Hebgen.

Anna Ratzinger

Volontärin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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