Frankfurt, 15.07.2025
Segensfeiern in allen Frankfurter Pfarreien
Die katholische Stadtkirche begrüßt ausdrücklich, dass Bischof Georg Bätzing die Umsetzung der Handreichung „Segen gibt der Liebe Kraft. Segnungen für Paare, die sich lieben“ empfiehlt. Sie sieht Segensfeiern für Paare vor, die keine kirchlich-sakramentale Ehe eingehen können oder wollen – darunter geschiedene und wiederverheiratete Paare, gleichgeschlechtlich liebende Paare oder Paare, die nicht kirchlich heiraten wollen. Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt des Bistums Limburg von Juli (die Ausgabe kann hier eingesehen werden), können Segensfeiern im Bistum Limburg nun offiziell angeboten werden. Alle neun katholischen Pfarreien in Frankfurt sind ab sofort ansprechbar für Segensfeiern, Interessierte können über die Zentralen Pfarrbüros Kontakt aufnehmen. Eine Übersicht der Pfarreien gibt es auf der Webseite der Stadtkirche unter Bezirk Frankfurt: Pfarreien.
„Dass es kirchenoffiziell Segensfeiern für queere Paare, zivil wiederverheiratete Paare und unverheiratete Paare gibt, ist für uns in der katholischen Kirche ein Quantensprung“, heißt es von Seiten von Christiane Moser-Eggs und Michael Thurn, die die Stadtkirche Frankfurt in Doppelspitze leiten. „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit dem Stadtsynodalrat darauf hinzuwirken und dabei zu unterstützen, dass das Angebot zu Segensfeiern in den Pfarreien und Gemeinden öffentlich bekannt und in der ganzen Stadtkirche gut auffindbar ist.“ Marianne Brandt, Vorsitzende des Stadtsynodalrats, dem Leitungsgremium der Stadtkirche, sagt in einem Artikel der FAZ dazu, geschiedene oder gleichgeschlechtliche Paare sollen sich willkommen fühlen. Auf der anderen Seite könne nun jeder mit dem Schutz des Bischofs rechnen, wenn er Segensfeiern anbiete und es Beschwerden gebe. Mit Widerspruch aus Rom rechne sie nicht.
Wertschätzend und mit offenen Armen
Ganz explizit sind Paare, die sich einen solchen Segen wünschen, eingeladen, sich an die Pfarreien zu wenden. Christiane Moser-Eggs sagt dazu: „Wesentlich ist, dass Paare, die sich für ihre Liebe einen kirchlichen Segen wünschen, künftig wissen, wohin sie sich wenden können, und zwar in der Gewissheit, wertschätzend und mit offenen Armen empfangen zu werden.“
Michael Thurn ergänzt: „Wir freuen uns sehr darüber, dass in allen Frankfurter Pfarreien und damit stadtweit Segensfeiern angeboten werden. Die Handreichung und die Empfehlung von Bischof Georg Bätzing bietet für beide Seiten – die den Segen spendet und die ihn empfängt – einen sicheren Rahmen. Jetzt geht es darum, ihn würdevoll und wertschätzend auszugestalten.“
Hintergrund
Die Empfehlung von Bischof Georg Bätzing fällt in Frankfurt auf einen lang bereiteten und fruchtbaren Boden. Denn hier wurde bereits im Januar 2016 beim ersten Frankfurter Stadtkirchenforum die Forderung erhoben, Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und zivil wiederverheiratete Paare anzubieten – unter der Bedingung, dass Segensfeiern nur mit bischöflicher Inkraftsetzung als Feiern der Kirche angeboten werden könnten. Denn die Frankfurter wollten, dass sich das Angebot signifikant unterscheiden sollte von einer ,inoffiziellen‘ Segensfeier-Praxis, die Paare wie Seelsorger:innen in Dunkelzonen und Doppelmoral trieb. Das berichtet Michael Thurn, damals Bezirksreferent der Stadtkirche.
Er erinnert sich „Beim zweiten Frankfurter Stadtkirchenforum im Januar 2018 wurde vom damaligen Stadtdekan Johannes zu Eltz ein knapp zusammengefasster One-Pager vorgestellt, der erstmals im deutschen Sprachraum einen konkreten Vorschlag für die Einführung von Segensfeiern mit theologischen und praktischen Hinweisen schriftlich darlegte.“ Theologisch durchaus diffizil. Ganz entscheidend dabei war, dass es sich bei den vorgeschlagenen Segnungen nicht um eine Eheschließung handelt, sondern um Segen für eine bereits bestehende Verbindung gebeten wird.
Zentrale Ideen fließen ein
Im Anschluss an das Stadtkirchenforum initiierte Bischof Georg Bätzing im Bistum Limburg einen umfangreichen Diskussionsprozess „Paare, die nicht kirchlich heiraten können, bitten um den kirchlichen Segen. Was tun?“, der 2019 startete und mit einer Empfehlung pro Segensfeiern endete. Die Vollversammlung des Synodalen Weges beschloss im März 2023 den Handlungstext „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“ mit großer Mehrheit. Dabei wurden wesentliche Elemente aus dem Frankfurter Vorschlag integriert. Im Dezember 2023 veröffentlichte das Glaubens-Dikasterium die Erklärung „Fiducia supplicans – über die pastorale Sinngebung von Segnungen“. „Für die Erarbeitung der im Handlungstext des Synodalen Weges angekündigten Handreichung bestand somit ein neuer Referenzrahmen“, erläutert Thurn. Sie wurde im April 2025 veröffentlicht und nun im Amtsblatt des Bistums abgedruckt. „Es ist eine große Freude, dass der Impuls aus Frankfurt Wirkung entfaltet hat – zusammen mit vielen anderen, die sich eingesetzt haben.“