Limburg
Ab ins Beet!
Kleine Gummistiefel stapfen durch die Beete, mit Schaufeln werden voller Eifer Löcher in die Erde gegraben, während im Hintergrund zu hören ist, wie mehrere Gießkannen mit Wasser gefüllt werden. Im Familiengarten der Kita und des Familienzentrums St. Hildegard Limburg ist an diesem sonnigen Mittwochnachmittag, 21. Mai 2025, richtig was los: Radieschen, Gurken, Zucchinis, Möhren, Mais und viele weitere Gemüsesorten finden ihren Platz in der Erde – gepflanzt werden sie von kleinen Gärtnerinnen und Gärtnern.
Mitten im Beet kniet die sechsjährige Amelie. Mit konzentrierter Miene gräbt sie ein Loch in den trockenen Boden. „Das ist nicht schwer, nur diese großen Klumpen nerven mich“, sagt sie und stößt mit der Schaufel ein weiteres Mal kräftig in die Erde. Anschließend gießt sie das Loch mit Wasser aus. „Nach dem Löchergraben muss man gießen, dann die Pflanzen reinmachen und sie dann zugraben und nochmal gießen“, erklärt sie so, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Schließlich setzt sie vorsichtig eine kleine Gurkenpflanze ein, ihr Lieblingsgemüse. „Die habe ich schon als Baby geliebt, als ich meine ersten Zähne bekommen habe“, erzählt sie.
Auch Eltern packen mit an
Die Pflanzaktion ist Teil des bundesweiten Bildungsprogramms „AckerRacker“, bei dem die Kita St. Hildegard mitmacht. Das Programm will Kindern spielerisch vermitteln, woher das Essen stammt – und wie viel Zeit, Geduld und Fürsorge es braucht, bis aus einem Samenkorn Gemüse wird.
Doch an diesem Nachmittag ackern nicht nur die Kinder: Auch zahlreiche Eltern helfen mit – so wie Björn Finger, der gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern pflanzt, gießt und gräbt. „Ich finde es wichtig, in einer Welt, die immer steriler und sauberer wird, dass Kinder sich auch mal die Hände dreckig machen und feststellen, wo kommt eigentlich das Gemüse her, wie wird es angebaut?“, sagt er.
AckerRacker ist auf mehrere Jahre angelegt
Die Kita St. Hildegard ist eine von mehr als 20 Einrichtungen im Landkreis Limburg-Weilburg, die an dem Programm teilnehmen. Unterstützung erhält die Kita von den sogenannten AckerRacker-Coaches, die ihr Wissen ehrenamtlich weitergeben. Eine von ihnen ist Anke Klein, die regelmäßig in den Kitas mitackert. „Das grundsätzliche Ziel ist, dass Kinder wieder mehr Berührung mit ihrer Ernährung bekommen“, erklärt sie. „Im Supermarkt liegt alles fertig da – aber was es bedeutet, Gemüse selbst anzubauen, wie viel Arbeit und Geduld dahinter stecken, das lernen sie hier. Ganz spielerisch, ganz praktisch – und das schon im Kindergartenalter.“ Das Programm ist auf mehrere Jahre angelegt. „Die Kinder erleben über mehrere Saisons, wie sich der Kreislauf der Natur entfaltet. Diese Erfahrungen bleiben“, sagt die AckerRacker-Expertin. Und vielleicht sei ihnen der Wert dieser Erfahrungen erst später im Leben ganz bewusst, fügt sie hinzu.
Weiter oben im Familiengarten werden die Hochbeete mit Kürbissen bepflanzt. Zwei Jungs mühen sich mit einer vollen Gießkanne ab, eine Mutter kommt ihnen zur Hilfe. Zwischen den Beeten entsteht an diesem Nachmittag auch ganz viel Teamwork. „Jeder ist hier mit jedem unterwegs, die Kinder sind zusammen am Einpflanzen und das ist genau das, was wir erreichen wollten“, sagt Erzieherin Sabrina Braun. Das Projekt soll langfristig in den Alltag der Kita eingebunden werden. Die Kita mit Familienzentrum bietet regelmäßige Kindercafés an, bei denen es auch Rohkost gibt. Dort sollen die selbstgepflanzten und später geernteten Gemüsesorten unter anderem zum Einsatz kommen.
Am Ende des Tages sind alle mit dem Ergebnis zufrieden – sowohl Kinder als auch Eltern: „Ich gehe nach Hause mit Erde unter den Fingernägeln, Freude im Herzen und einem guten Gefühl“, sagt Vater Björn Finger.