Wiesbaden, 11.06.2025
Alles unter einem Dach
Was heute selbstverständlich erscheint, begann schon vor rund sechzig Jahren mit einem Zeichen gelebter Gemeinschaft: Als die katholische Gemeinde St. Klara noch auf ihr eigenes Gemeindezentrum wartete, nutzte sie gemeinsam mit den evangelischen Nachbarn eine Notkirche. Ein pragmatischer Anfang – und zugleich der Grundstein für eine ungewöhnlich enge ökumenische Zusammenarbeit. Ob gemeinsamer KirchenKurier, ökumenischer Chor oder das jüngste Projekt, ein Kochclub für alle Konfessionen: In Klarenthal wird Ökumene nicht nur diskutiert, sondern mit Leben gefüllt.

Dank der guten Nachbarschaft rücken die beiden Gemeinden nun auch räumlich näher zusammen. Im Rahmen der Kirchlichen Immobilien Strategie (KIS) des Bistums Limburg passt sich die Pfarrei St. Peter und Paul Wiesbaden den veränderten kirchlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen an. Weniger Gemeindemitglieder und hohe Instandhaltungskosten zwingen die Pfarreien im ganzen Bistum Räume und Strukturen neu zu überdenken, in Klarenthal fiel der Blick dabei auf die evangelische Schwestergemeinde. „Hier in Klarenthal gab es schon immer eine ziemlich gute Ökumene“, berichtet Ortsausschussmitglied Dr. Wolfgang Rollig, der sich seit 35 Jahren ehrenamtlich am Kirchort unter anderem in der Gemeindeleitung engagiert. Schnell war die Idee für ein Ökumenisches Gemeindezentrum geboren – das erste dieser Art im Bistum.
„Das bringt neues Leben herein“
Das Gemeindezentrum St. Klara wird nun 50 Jahre nach seiner Einweihung von der Pfarrei verkauft und die katholische Gemeinde zieht rund fünfzig Schritte weiter in das Evangelische Gemeindezentrum in die Graf-von-Galen-Straße 32. Über dem Haupteingang wird noch der Schriftzug „Ökumenisches Gemeindezentrum“ angebracht. An Pfingstmontag wurden im Rahmen eines Gottesdienstes in der evangelischen Kirche die Verträge feierlich unterzeichnet. Beide Pfarrer, Knud Schmitt für St. Peter und Paul und Alexander Liermann für die evangelische Gemeinde, betonten, wie sehr sie sich auf die neue Zusammenarbeit freuen. „Das bringt neues Leben herein“, ist sich Liermann sicher. „Trotz Ihrer jahrzehntelangen Zusammenarbeit gibt es mit Sicherheit noch so viel Neues zu entdecken! Probieren Sie es aus! Erobern Sie neues Terrain!“, forderte Pfarrer Schmitt, die Gläubigen beider Gemeinden auf. Persönliche Glückwünsche überbrachten die evangelische Dekanin Arami Neumann und Jürgen Otto von der Leitung der Katholischen Region Wiesbaden | Rheingau | Taunus.
Sitzungsraum heißt künftig Klara-Stube
Neben einem Mietvertrag wurde ein Vertrag über die künftige Zusammenarbeit unterschrieben. Entscheidungen fällt ein paritätisch besetzter Ökumeneausschuss, so Rollig. Dort wurden bereits die Gottesdienstzeiten abgesprochen. Sonntags um 10 Uhr feiert die evangelische Gemeinde Gottesdienst, St. Klara lädt um 11 Uhr zur Messe ein. Auch bei der Raumaufteilung war man sich schnell einig. Ein Sitzungsraum wird in Klara-Stube umbenannt, hier soll auch eine Figur der Heiligen ihren Platz finden. In einem weiteren Raum ist Platz für die Sachen, die mitgenommen werden und die Sakristei.
Ein Termin für die Profanierung steht noch nicht fest. Der Ortsausschuss rechnet damit, dass der Umzug gegen Ende des Jahres stattfindet. Fest steht, nach dem Profanierungsgottesdienst ist eine Prozession zu den neuen Räumen geplant, sagt Rollig. Bevor es so weit ist, lädt die Gemeinde anlässlich des letzten Patronatsfests am Sonntag, 17. August 2025, um 11 Uhr zu einem Gottesdienst in die alten Räumlichkeiten ein. Gefeiert wird dann eine Woche später in größerer Runde – beim ökumenischen Gemeinde-Sommerfest am Sonntag, 24. August 2025, um 11 Uhr im neuen Ökumenischen Gemeindezentrum.