Limburg, 05.06.2025
Hoffnung erkennen, Hoffnung weitergeben
Hoffnung liegt ja oftmals schon in den kleinen Dingen. Haben Sie Tipps für uns, die zu erkennen?
Sr. Philippa: Das Wahrnehmen auch der schönen Dinge im Leben. Im Moment ist es wunderschön draußen. Ich bin eben noch einmal ein paar Minuten im Garten gewesen. Es ist einfach nur herrlich. Ich glaube, diese Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge, das ist wichtig – auch vielleicht am Abend. Das ist so eine kleine Übung, die ich seit vielen Jahren auch mache, bevor ich schlafe, darüber nachzudenken, was habe ich an diesem Tag an Positivem, an Schönem erlebt.
Sie selbst mussten in Ihrer Vergangenheit Schwierigkeiten und Leid bewältigen. Wie haben Sie sich Ihre Hoffnung bewahrt?
Sr. Philippa: Ich habe sehr schwierige Jahre hinter mir. Ich habe meine demenzkranke Schwester 15 Jahre lang versorgt. Eine relativ junge Frau mit Alzheimer zu begleiten, das war schwer. Ich habe mir die Hoffnung bewahrt, weil der Herrgott mir immer wieder kleine Zeichen im Alltag gegeben hat, die mir geholfen haben, weiterzumachen. Also das sind im Grunde winzige Dinge, aber wenn man aufmerksam durchs Leben geht und ich glaube, das müssen wir wieder neu lernen, dann kann man solche Hoffnungszeichen erfahren. Ich glaube, das ist sehr wichtig, dass wir uns nicht vergraben in negativen Erfahrungen. Jede und jeder von uns macht auch positive Erfahrungen. Sowohl mit Gott als auch im Leben mit den Mitmenschen. Und die dürfen wir nicht vergessen und die kann ich mir wieder abrufen in schweren Zeiten.
Was verbinden Sie mit dem aktuellen Motto des Heiligen Jahres „Pilger der Hoffnung? Warum ist es für Sie ein wichtiges Zeichen?
Sr. Philippa: Für mich ist das Stichwort Pilger der Hoffnung deshalb wichtig, weil ich überzeugt bin, dass wir wirklich auf einem Weg sind. Es ist eine tägliche Erfahrung, dass unser Leben ein Weg ist, den wir zurücklegen. Und zwar Schritt für Schritt. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir uns diese Hoffnung bei jedem Schritt, in jeder Phase unseres Lebens, in der es immer auch wieder schwere Zeiten geben kann, bewusst machen und dass uns die Hoffnung auf diesem Weg begleitet. Gott ist der Gott mit uns und das ist das Entscheidende. Dass wir immer wieder auch bereit sind, uns auf neue Wege einzulassen und nicht an altem festkleben, sondern offen sind für die Zukunft, offen auch für neue Erfahrungen. Und mir ist das jetzt wieder im Zusammenhang mit dem Tod von Papst Franziskus und mit der Neuwahl von Papst Leo klar geworden, wie sehr wir alle gemeinsam auf einem Weg sind. Als Kirche, als Einzelne, als Gemeinden und da braucht es einfach diese Offenheit für Neues. Und das ist sehr spannend, das Leben bleibt interessant und da dürfen wir uns nicht zurücklehnen, sondern müssen auch aktiv mitgehen auf diesem Weg – das ist mir das Entscheidende in diesem Pilgerjahr der Hoffnung.
Sind wir da nicht auch angehalten, selbst Leuchtturm zu sein, also Hoffnung weiterzugeben?
Ganz genau. Ich kann mir die Hoffnung nicht immer nur von anderen holen, ich muss selbst Hoffnungsträgerin und -träger sein. Und das ist auch das Zeugnis, dass wir Christinnen und Christen geben können und geben müssen. Wir sind Menschen, die daran glauben, dass dieses Leben in Gottes Hand ist und dass wir auch nach dem Tod bei Gott enden und dass dieser Pilgerweg ein Ziel hat. Dass wir nicht immer nur ziellos herumlaufen, sondern bei Gott geborgen sind – auch nach dem Tod. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Zeugnis, weil viele Menschen heute daran nicht mehr glauben können und deshalb ist es an uns, auch die christliche Botschaft immer neu ins Heute in unser Leben zu integrieren. Das Reich Gottes ist schon da unter uns und das müssen wir auch den anderen, die das nicht mehr glauben können oder noch nie geglaubt haben, vermitteln. Auch durch Freude. Das ist ganz wichtig, dass wir nicht mit griesgrämigem Gesicht und nur negativ durch die Gegend laufen, sondern dass wir Freude ausstrahlen. Die gehört unmittelbar zur Hoffnung mit dazu.