Bad Homburg, 21.06.2025
Mit Segen erklingen
In seiner Predigt ging der Limburger Bischof auf ein grundlegendes Anliegen der Kirche ein: Es gehe darum, Menschen zu erfüllen. Damit nahm er Bezug auf den Jesuitenpater Alfred Delp. Musikalisch gestalteten der Chor Collegium Vocale plus unter der Leitung von Helmut Föller und Kirchenmusiker Tobias Orzeszko den Gottesdienst.
„Zukunft werde die Kirche haben, wenn man wieder wisse und spüre und erfahre, ‚dass sie die Rufe der Sehnsucht und der Zeit, der Gärung und der neuen Aufbrüche hört und beantwortet, dass die Anliegen der jeweils neuen Zeiten und Geschlechter‘ ihre eigenen Sorgen und Aufgaben sein würden“, gab Bätzing die Worte Delps wieder. „Und weiter schreibt er: ‚Dies alles wird aber nur verstanden und gewollt werden, wenn aus der Kirche wieder erfüllte Menschen kommen.‘“
Erfüllt durch Orgelmusik
Erfüllte Menschen seien Menschen, die wieder gelernt hätten zu staunen, die sich betreffen, schockieren und bewegen lassen vom Unrecht der heutigen Zeit. Die das schöne Sein vom schönen Schein unterscheiden könnten, die über einen inneren Kompass verfügten und wüssten, was stimmt und überzeugt, statt kitschig zu vertrösten. Erfüllte Menschen und solche, die offen seien, sich erfüllen zu lassen. Dazu, Menschen zu erfüllen, könne die neue Orgel einen Beitrag leisten.
Es sei in Phänomen der heutigen Zeit, dass die kirchliche Bindung und religiöse Praxis massiv abgenommen hätten. Jedoch ziehe die Kirchenmusik mit Chorgesang und Orgelliteratur viele Menschen an. „Ist das ein Phänomen verwöhnter Bürgerlichkeit, die sich kulturell gern Gutes leistet – oder ist das Ausdruck echter Religiosität, mit der Menschen ihrer innerlich erspürten Unruhe folgen und über den Alltag hinaus, über sich selbst hinaus nach etwas Größerem und Erstrebenswerten suchen?“, fragte Bätzing.
Eine Spur von Gottes Herrlichkeit
In allem Schönen scheine etwas von Gottes Herrlichkeit auf. „Darum kann die Erfahrung des Schönen geöffnet werden hin zum Erspüren der Gegenwart Gottes, sofern sie uns gedeutet wird oder wir selbst sie so interpretieren“, sagte Bätzing. „An die Wahrheit glauben, ihr vertrauen; das Gute tun und danach handeln; das Leben wertschätzen und schützen in seiner liebenswerten Schönheit – das bedeutet, Christus nachfolgen.“
Der Vorsitzende des Orgelkreises von St. Marien und Landrat Ulrich Krebs sprach in seiner Begrüßung von einem krönenden Abschluss für das vierjährige Projekt. „Die Kirchen sind neben ihrer seelsorglichen Kernaufgabe bei uns im Taunus auch erhebliche Akteure des kulturellen Lebens“, sagte Krebs. „Ich hoffe und ich bin mir sicher, dass wir mit diesem Instrument viel Freude haben werden. Im Gottesdienst ebenso wie bei Konzerten und anderen kulturellen Anlässen. Zugleich hoffe ich, dass dieser Orgel ein langes Leben beschieden ist.“
Pfarrer Werner Meuer bedankte sich bei den vielen Spenderinnen und Spendern. Insgesamt 1,1 Millionen Euro konnten für die Sanierung der Orgel gesammelt werden. Insgesamt kostete die neue Orgel 1,3 Millionen Euro. „Als Wegbegleiter und Pfarrer bin ich heute ganz erfüllt von der Musik dieses Instruments. Es ist Verkündigung“, sagte er.
Die neue Orgel hören
Die neu geweihte Orgel wird in der kommenden Woche immer wieder in Konzerten zu hören sein. Am Sonntag, 22. Juni, um 17 Uhr spielt Éric Lebrun aus Paris Französische Orgelmusik plus Johann Sebastian Bach. Am Mittwoch, 25. Juni, um 19.30 Uhr ist Susanne Rohn aus der Erlöserkirche Bad Homburg zu hören. Sie wird Orgelmusik der Hochromantik plus Johann Sebastian Bach spielen. Stefan Viegelahn von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt spielt am Freitag, 27. Juni, um 19.30 Uhr Orgelmusik der Spätromantik plus Johann Sebastian Bach. Am Samstag, 28. Juni, um 17 Uhr gibt es ein Chor- und Orgelkonzert mit dem Titel „Stimmen und Pfeifen“ mit Tobias Orzeszko und dem Chor LaCappella Vokalensembles unter der Leitung von Veronika Bauer und Anna Stumpf aus Bad Homburg.