Limburg, 03.06.2025
Verantwortung übernehmen – Dialog ermöglichen
Frau Prof. Wustmans, Herr Dr. Pax – Sie sind seit mehr als 100 Tagen als Team an der Spitze des Bistums tätig. Wie war der Einstieg in diese neue Aufgabe?
Wustmans: Ich kenne das Bistum und viele Gremien bereits lange und gut. Vieles Neue – gerade auf überdiözesaner Ebene – habe ich in persönlichen Gesprächen schnell dazugelernt – dank der Offenheit vieler Kolleginnen und Kollegen.
Pax: Die Zusammenarbeit mit Hildegard Wustmans hat nahtlos an unsere bisherigen Erfahrungen aus der Jugendarbeit und in anderen Bereichen angeknüpft. Wir sind gut abgesprochen und können nun unsere gemeinsame Kraft einbringen.
Gab es einen besonderen Moment in dieser Anfangszeit?
Wustmans: Die vielen persönlichen Zuschriften nach der Bekanntgabe – besonders von Ordensfrauen – haben mich berührt. Das zeigt, wie sehr diese Aufgabe Menschen bewegt. Und: Die Zusammenarbeit mit Wolfgang Pax und dem Bischof ist von Anfang an konstruktiv und offen.
Pax: Die schnelle und klare Aufgabenverteilung zwischen uns war für mich ein prägender Moment. Dass das so reibungslos funktioniert hat, ist nicht selbstverständlich.
Wie teilen Sie sich konkret die Leitung?
Wustmans: Wir haben klare Zuständigkeiten verabredet – abgestimmt auf die Vorgaben des Bistumsstatuts. Ich bin primär für die Regionen und Rheinland-Pfalz zuständig, Wolfgang Pax für das Ordinariat und Hessen. Wichtig war uns: klare Verantwortlichkeiten statt Doppelstrukturen.
Pax: Genauso ist es. Wir haben einen Geschäftsverteilungsplan.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Wustmans: Die Tage sind voll und vielfältig. Täglich stehen viele Gespräche und Sitzungen an, daneben Telefonate, Mails und konzentriertes Arbeiten am frühen Morgen oder späten Abend.
Pax: Es gibt keinen typischen Tag. Mal sind wir im Ordinariat, mal im ganzen Bistum unterwegs. Wir nutzen Mails, Videokonferenzen, Telefon – und sind täglich im Austausch.
Wie gehen Sie mit der Transformation der Kirche um?
Wustmans: Wir erleben grundlegende Veränderungen – bei Strukturen, Haltungen und Themen wie Missbrauch oder Segensfeiern. Für mich ist wichtig: Wir sind bereit zu lernen, offen für neue Perspektiven und entwickeln uns im Dialog weiter.
Pax: Die Säkularisierung fordert uns heraus – aber sie ist nicht alles. Die Resonanz auf den Tod von Papst Franziskus und die Wahl von Leo XIV. zeigt: Kirche berührt auch heute. Wir wollen Wandel gestalten, der unserem Auftrag entspricht – glaubwürdig, nachvollziehbar und gemeinsam getragen.
Was sind Ihre größten Herausforderungen?
Wustmans: Mit Unvorhergesehenem umzugehen, ohne kopflos zu werden. Und: Prozesse klar und verlässlich gestalten – ohne in Überregulierung zu verfallen.
Pax: Eine kompetente Verwaltung in herausfordernden Zeiten zu führen – mit zurückgehenden Ressourcen, großem Engagement und hoher Komplexität. Ziel ist ein Ordinariat, hilfreiche und notwendige Dienstleistungen erbringt.
Wo erleben Sie, dass Kirche heute gelingt?
Wustmans: Die Papstwahl hat gezeigt: Kirche hat Relevanz. Menschen suchen Orientierung. Rituale, Haltungen und persönliche Zeugnisse berühren. Katholikinnen und Katholiken sind heute mehr denn je gefragt, durch ihr Leben zu zeigen, was sie trägt.
Pax: Das Leitwort „Pilger der Hoffnung“ spricht mich an. Hoffnung verändert unsere Perspektive – auch in Krisen. Als Generalvikar will ich mit dieser Haltung arbeiten.
Was schätzen Sie aneinander?
Wustmans: Wir denken unterschiedlich und bringen verschiedene Erfahrungen mit – das empfinde ich als Bereicherung. Leitung ist immer auch persönlich – das braucht Reflexion, aber auch Vertrauen. Dies erlebe ich und dafür bin ich dankbar.
Pax: Ich schätze die Offenheit und die Fähigkeit von Hildegard Wustmans, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wir leben ein kooperatives Leitungsverständnis – im Team mit den Bereichs- und Regionalleitungen.
Welche Themen stehen als nächstes an?
Wustmans: Der Strategieprozess und das Haushaltssicherungskonzept. Beides zentrale Aufgaben für die Weiterentwicklung des Bistums.
Pax: Wir wollen die Ergebnisse des Transformationsprozesses gut umsetzen und auch in Teilen anpassen, und in puncto Dienstleistungsorientierung weiterkommen.
Und in einem Jahr – woran würden Sie sich gerne messen?
Wustmans: Daran, dass wir Verantwortung übernehmen, klar kommunizieren und im Gespräch mit den Mitarbeitenden bleiben.
Pax: Daran, dass Abläufe klarer, Prozesse besser – und die Wirkung unserer Arbeit spürbar geworden ist.