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Hachenburg, 06.05.2025

"Wir wollen für die Menschen da sein"

Pfarrei Maria Himmelfahrt in Hachenburg stellt Immobilienkonzept vor. Konstruktiver Austausch über Abschied und Aufbruch bei der Präsentation der Kirchlichen Immobilienstrategie am Dienstag, 29. April 2025, im Pfarrhof Maria Himmelfahrt.

Wie wollen wir in Zukunft Kirche sein?
Wie wollen wir in Zukunft Kirche sein – und welche Räume brauchen wir dafür? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer engagierten Veranstaltung zur Kirchlichen Immobilienstrategie (KIS) der Pfarrei Maria Himmelfahrt in Hachenburg. Etwa 40 Personen aus den Gremien der Pfarrei kamen am Dienstag ,29. April 2025, im Pfarrhof der Gemeinde zusammen, um über das gemeinsam entwickelte Gebäudekonzept zu sprechen.

„Es ging uns nie ums Schließen, sondern ums Ermöglichen“
„Wir haben diesen Weg nicht leichtfertig beschritten“, betonte Pfarrer Benedikt Wach zu Beginn des Abends. „Es ging uns nie ums Schließen, sondern ums Ermöglichen – unter veränderten Bedingungen.“
Unterstützt vom Bistum Limburg hat eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus Ortsausschüssen, Pfarrgemeinderat, Verwaltungsrat, Pastoral- und Verwaltungsteam ein Konzept erarbeitet, das den Spagat zwischen Notwendigkeit und Nähe, zwischen Finanzierbarkeit und Verlässlichkeit versucht hat.

Viele vertraute Orte bleiben erhalten
Viele vertraute Orte bleiben bestehen. Dazu zählen die Pfarrkirche, das Gemeindehaus und das Pfarrhaus in Hachenburg, die Dominikus-Böhm-Kapelle in Bad Marienberg, das Gemeindehaus in Nistertal, die Kirche und das Gemeindehaus in Mörlen sowie das zentrale Ensemble der Abtei Marienstatt mit Pfarrheim, Klosterflügel und Abteikirche. Auch das Gemeindehaus in Hattert und Kirche sowie Gemeindehaus in Mörlen bleiben zunächst erhalten – mit einer nochmaligen Überprüfung in einigen Jahren.

Getragen vom Engagement vor Ort
Andere Orte bleiben, solange sie getragen werden. Dazu gehören die Kirchen in Hattert, Merkelbach, Norken und Nistertal sowie die Kapelle in Neunkhausen. Diese Orte sind der sogenannten Kategorie B zugeordnet – ihr Erhalt hängt stark vom Engagement vor Ort ab. „Wir können mit dem arbeiten, was wir haben – und das gut. Dafür sind wir genug Leute mit genug Ideen“, so Wach weiter.

Abschied von vertrauten Orten
Von einigen Gebäuden heißt es aber auch Abschied zu nehmen. Das betrifft vor allem, wenn auch nicht sofort, die neue Kirche und das Gemeindehaus in Bad Marienberg, das in seiner heutigen Form nicht mehr wirtschaftlich tragbar ist, sowie das Pfarrhaus in Nistertal, das bereits vermietet ist und perspektivisch verkauft werden soll. Die Diskussion darüber war offen und ehrlich – und die Trauer über den Verlust mancher vertrauten Orte wurde deutlich ausgesprochen. „Es ist traurig, wenn man sich von Orten verabschiedet, die mit der eigenen religiösen Biografie verbunden sind. Aber auch die Trauer darf Raum haben – und wir dürfen uns Rituale des Abschieds leisten“, sagte Wach in der Abschlussrunde.

Offene Zukunft mit Potenzial
Er fügte hinzu: „Wir sind nicht am Ende. Auch wenn wir weniger sind, haben wir Potenzial. Die Geschichte ist offen – vielleicht kommt wieder eine Generation, die sagt: Es wäre an der Zeit, eine neue Kirche zu bauen.“

Ein Weg in kleinen Schritten
Das Gebäudekonzept wird nun im Sommer in Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat weiter beraten und beschlossen. Die Umsetzung wird nicht von heute auf morgen geschehen, sondern in vielen kleinen Schritten über Jahre hinweg. Das Bistum begleitet diesen Weg fachlich und spirituell. Die Pfarrei will ein Ort bleiben, an dem Glauben gelebt wird – mit weniger Gebäuden, aber nicht mit weniger Herz.

Warum eine Immobilienstrategie notwendig ist

Die Pfarrei Maria Himmelfahrt Hachenburg steht – wie viele andere Pfarreien im Bistum Limburg – vor großen strukturellen Herausforderungen. Der Gebäudebestand ist im Verhältnis zur Zahl aktiver Gemeindemitglieder und zur tatsächlichen Nutzung deutlich zu groß geworden. Gleichzeitig steigen die Kosten für Instandhaltung, Energie und Sanierung.

Weniger Mitglieder, weniger Nutzung

Die Zahl der Katholikinnen und Katholiken in der Pfarrei ist in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen – in einigen Kirchorten um bis zu einem Drittel. Auch die Gottesdienstbesuche sind rückläufig. Viele Gebäude sind daher nur noch selten oder zu besonderen Anlässen ausgelastet. Das betrifft sowohl Kirchen als auch Gemeindehäuser und Pfarrbüros.

Hoher Sanierungsbedarf

Der bauliche Zustand einiger Gebäude ist kritisch. Für die kommenden Jahre wurde in der Pfarrei im Jahr 2019 ein Investitionsbedarf von rund drei Millionen Euro ermittelt – für Dachsanierungen, Fenster, Heizungssysteme oder barrierefreie Zugänge. Solche Summen sind dauerhaft nicht tragbar. Durch das neue Konzept werden die Instandhaltungskosten um rund 1,6 Mio. Euro reduziert.

Ressourcen für die Seelsorge sichern

Gleichzeitig steigen die laufenden Betriebskosten. Durch eine Reduzierung des Gebäudebestands können wichtige Mittel eingespart werden, die stattdessen in pastorale Arbeit, Projekte mit Kindern, Jugendlichen und Senioren oder in neue Formen kirchlichen Lebens fließen sollen.

Bewusst entscheiden, verantwortungsvoll gestalten

Die Kirchliche Immobilienstrategie (KIS) will keine übereilten Schließungen, sondern langfristige Planung ermöglichen. Ziel ist es, zentrale, gut nutzbare Gebäude zu erhalten – und andere, wenig genutzte Immobilien geordnet und gemeinsam mit den Gremien vor Ort aufzugeben. Dabei geht es nicht um Rückzug, sondern um Konzentration auf das Wesentliche – damit Kirche auch in Zukunft vor Ort sichtbar und lebendig bleibt.

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