Wiesbaden
Ein Wunsch an den Himmel
Wie kann man den Wunsch nach Frieden sichtbar machen? In St. Peter und Paul Schierstein haben sich die Gemeindemitglieder von einer kleinen Idee anstecken lassen und daraus etwas ganz Großes gemacht. 1431 gefaltete Papierkraniche, in Japan ein Symbol für Frieden und Hoffnung, schmücken den Kirchenraum – die bunten Vögel zieren die Wände, baumeln von Schnüren, die quer durch den Kirchenraum gespannt sind, sitzen auf Treppenstufen und liegen gesammelt in Schalen. Manche sind bunt gemustert – mit Herzen und Regenbögen verziert -, andere sind aus Zeitungs- oder Packpapier. Sogar der Gemeindebrief wurde zum Falten verwendet.

Die Idee, das seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs wöchentlich stattfindende Friedensgebet im Gedenken an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 80 Jahren zu gestalten, hatte Pastoralreferentin Juliane Schaad vor einem Jahr bei einer Japanreise. Damals besuchte sie die Gedenkstätten, an denen überall die filigranen Papiervögel abgelegt wurden.
Sadako gibt die Hoffnung nicht auf
Die Geschichte, die dahintersteckt, erzählte Gemeindereferentin Ute Trimpert im Friedensgebet. Als kleines Kind überlebte Sadako Sasaki den Atombombenabwurf auf Hiroshima, erkrankte später aber an Leukämie oder, wie die Japaner damals sagten, an der Atombombenkrankheit. Als Sadako im Krankenhaus lag und Besuch von einer Freundin bekam, erzählte diese ihr, dass der Kranich in Japan ein heiliger Vogel sei und wenn man tausend dieser Vögel falte, man einen Wunsch an den Himmel frei habe. Daraufhin fing Sadako an, Kraniche zu falten. Doch bevor sie die Tausend erreichte, starb das Mädchen. Ihre Klassenkameradinnen und -kameraden falteten für sie weiter, inzwischen sind die kleinen Kraniche weltweit zum Symbol für den Frieden geworden.

In Schierstein wurden 1431 Papierkraniche gefaltet. „Wir haben einen Wunsch frei“, sagte die sichtlich gerührte Juliane Schaad. „Unser Wunsch an den Himmel ist Frieden – Frieden auf der ganzen Welt!“ In den Fürbitten wurde für die Opfer durch Atombombenabwürfe und für alle Menschen, die vor Krieg fliehen müssen und darunter leiden, aber auch für die Verantwortlichen von Waffenexporten und die, die sich für eine Abschaffung der Atomwaffen einsetzen, gebetet. „Wir bitten auch für uns: hilf uns, nicht zu resignieren“, bat Pastoralreferentin Marianne Brantzen.
Von Jung bis Alt machen alle mit
Mit herzlichen Worten dankte Schaad allen, die die Aktion unterstützt hatten. Im Zeltlager und auf der Kinderfreizeit wurde ebenso eifrig gefaltet wie in der Kita St. Josef, im Pastoralteam und im Pfarrbüro. Der Kreis aus dem Friedensgebet und der Kirchort St. Hedwig steuerten ebenso Papierkraniche bei wie ganz viele Privatpersonen, die beutelweise die kleinen Friedenssymbole im Pfarrbüro abgaben.
„Diese Zeichen sind so wichtig“, sagte Schaad. „Wir brauchen die Hoffnung, dass die Welt sich ändern kann und das fängt bei uns selbst an.“