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Neuwied, 06.09.2025

"Wir tragen Verantwortung"

Die Kirche ist einer der größten Arbeitgeber Deutschlands und trägt Verantwortung für tausende Menschen. Grund genug für Bischof Dr. Georg Bätzing sich mit dem Thema und dem damit verbundenen kirchlichen Arbeitsrecht in einem Vortrag vor mehr als einhundert Rotaryern, Lions und den Frauen der Organisation Inner Wheel in Neuwied vertiefend zu befassen.

„Das Kirchliche Arbeitsrecht wird von vielen Angefragt und erlebt große Veränderungen“, erklärte Bischof Georg Bätzing und machte deutlich, dass die Kirche einer der größten Arbeitgeber in Deutschland sei. Allein in katholischer Trägerschaft gebe es 9.400 Kindertagesstätten, 904 Schulen und 261 Krankenhäuser. Dahinter stünden hunderttausende Mitarbeitende und deren Familien. Für sie alle tragen wir Verantwortung“, betonte Bätzing.

 

"Dritter Weg" als Alternative

Der Bischof erklärte die Besonderheiten des sogenannten „Dritten Weges“, des eigenständigen kirchlichen Arbeitsrechts, das auf Parität und Konsens beruht: Dienstgeber- und Dienstnehmervertreterinnen entscheiden gemeinsam über Arbeitsbedingungen, ohne Streik und Aussperrung. „Dieses Modell ermöglicht flächendeckende Tarifbindung und fördert eine Kultur des Konsenses – etwas, das unserer Gesellschaft guttut und Zukunft hat“, so Bätzing.

Paradigmenwechsel durch neue Grundordnung

Besonders hob der Bischof die 2022 reformierte „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“ hervor. Sie setzt auf Vielfalt und Respekt gegenüber unterschiedlichen Lebensentwürfen. „Wir haben einen Paradigmenwechsel vollzogen: Der private Lebensbereich der Mitarbeitenden bleibt unberührt. Vielfalt ist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich gewünscht – unabhängig von Religion, Herkunft, Alter oder sexueller Identität“, erklärte Bätzing. Diese reformierte Grundordnung war vielen Zuhörerinnen und Zuhörern noch gänzlich unbekannt und der Blick darauf, wurde in der Aussprache als große und wichtige Entwicklung bewertet.

Herausforderungen und Chancen

Der Bischof verwies auch auf die aktuellen Herausforderungen durch den Rückgang der Kirchenbindung. Allein im Bistum Limburg traten im vergangenen Jahr über 10.000 Menschen aus der Kirche aus. Dennoch sieht er in der Weiterentwicklung des kirchlichen Arbeitsrechts eine Chance: „Wir müssen plausibel machen, dass dieses System Vorteile bietet – für die Mitarbeitenden, für die Einrichtungen und für die Gesellschaft.“

Zudem kündigte er weitere Reformen an, etwa den Verzicht auf sachgrundlose Befristungen oder die Stärkung von Mitarbeitervertretungen. Auch die Frage nach Unternehmensmitbestimmung werde derzeit intensiv diskutiert.

Dank für den Austausch

Nach dem Vortrag gab es eine intensive Fragerunde zu aktuellen kirchlichen und gesellschaftlichen Themen. Die Rolle von Frauen in der Kirche, der Synodale Weg, die Frage der Geschlechtergerechtigkeit und die Bedeutung von Frieden, wurden diskutiert. „Ich nehme aus solchen Begegnungen nicht nur Impulse mit, sondern auch die Rückmeldungen und Erfahrungen der Menschen. Sie helfen mir, meine Aufgabe besser wahrzunehmen“, sagte Bischof Bätzing zum Abschluss.

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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