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Obernhof, 31.07.2025

Namenlos – doch nicht vergessen

Am Friedhof bei Kloster Arnstein steht ein steinernes Kreuz mit dem Namen Alfons Spix. Wer wirklich hier begraben liegt, weiß niemand. Eine Gedenkstele erinnert nun an die Namenlosen, die im KZ Dachau ums Leben kamen.

Es ist ein steinernes Kreuz mit einem Namen. Schon seit vielen Jahren steht es auf dem Friedhof von Kloster Arnstein in Obernhof. Der Name darauf lautet: Pater Alfons Spix. Darunter stehen die Lebensdaten. Geboren am 17. Juni 1894, in den Orden der Arnsteiner Patres eingetreten am 26. September 1920, gestorben am 9. August 1942. Der ehemalige Vorsteher der Arnsteiner Klostergemeinschaft ist im Konzentrationslager Dachau ums Leben gekommen. Eine Urne mit Überresten erreichte die Patres. Beigesetzt wurde diese Urne am 30. Oktober 1942. Wessen Asche wirklich in der Urne ist, weiß keiner. Überlebende KZ-Häftlinge berichteten, dass die Urnen mit dem befüllt wurden, was von den gerade zuvor kremierten Körpern an Knochenstücken und Asche übriggeblieben war. Selten war es die Asche der Personen, deren Namen auf den Urnen standen.

Um auch an die namenlosen Verstorbenen zu erinnern, wurde eine Gedenkstele neben dem Grabstein von Pater Alfons Spix errichtet. Darauf steht: „Hier ruht die Asche von im KZ Dachau ermordeten Häftlingen – Ihre Namen sind nicht bekannt – In einer Urne aus Dachau übergeben – als Asche von Pater Spix – Beigesetzt am 30.10.1942“. „Neben dem schlichten Text, hat der Gedenkstein nur ein Gestaltungselement“, erklärt Stefan Diefenbach aus Frankfurt am Main. Er ist der Initiator der Aktion. „Es gibt keinen Punkt am Ende der vier Sätze. Zeichen dafür, dass wir keinen Punkt machen können und dürfen hinter den Ereignissen von damals.“

Opfer sichtbar machen

Schon in den 80er-Jahren begann Diefenbach im Theologiestudium mit der Recherche zu Pater Spix. Das Attentat von Hanau im Jahr 2020, die Kampagne #saytheirnames, die dazu aufgerufen hat, die Namen der ermordeten Menschen zu nennen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten und die Zunahme rechter Hetze, rechter Politik und rechter Gewalt motivierten Diefenbach dazu, „die Opfer sichtbar zu machen, um sie zu ehren, aber auch um zu zeigen, was passiert, wenn ein Regime die Menschenwürde mit Füßen tritt“, sagt er. „Es wurde mir wichtig, das Grab als NS-Gedenkstätte, als Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust bekannt zu machen.“

Bereits drei Mal hat die „Initiative NS-Gedenkstätte Kloster Arnstein“ – das sind Gaby Fischer, Kulturschaffende an der Unteren Lahn, und Stefan Diefenbach am 27. Januar den Internationalen Gedenktag für die Opfer des Holocaust in Obernhof begangen und unter anderem ein Gesteck auf das Grab gestellt. „Erst wenn die Opfer vergessen wurden, haben die Täter gewonnen“, sagt Diefenbach. „Wir schulden den Opfern im Grab von Pater Spix diese Erinnerung und Sichtbarkeit.“

Offiziell eingeweiht wird die Gedenkstele am Sonntag, 10. August 2025, um 12.30 Uhr. Bereits vorher, um 11 Uhr, wird der Sonntagsgottesdienst mit Blick auf die Einweihung der Stele gestaltet.

Felicia Schuld

Ressortleitung Multimedia, Redakteurin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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