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Niederbrechen, 24.11.2025

Kirchenland in guten Händen

In Deutschland besitzt die Kirche große landwirtschaftliche Flächen, die sie verpachtet, darunter auch an ökofaire Betriebe wie den Hof Barmbach in Niederbrechen. Christian Heun betreibt den Hof mit seiner Familie. Im Interview spricht er über die Herausforderungen der ökologischen Landwirtschaft, die Bedeutung nachhaltiger Landvergabe und warum die Kirche hier eine besondere Verantwortung trägt.

Was bedeutet es, einen Biohof zu führen?

Unser Betrieb arbeitet nach den Richtlinien der EU-Ökoverordnung und ist zudem ein zertifizierter Bioland-Betrieb, das ist einer der vielen Ökoanbauverbände, die es in Deutschland gibt. Das bedeutet auch, dass wir nach den Bioland-Richtlinien handeln, die noch strengere Vorgaben als die EU-Ökoverordnung aufweisen. Wir unterliegen regelmäßigen Kontrollen, lassen uns zertifizieren und halten uns an diese Standards.

Unsere Haupteinnahmequelle ist die Milchviehhaltung, ergänzt durch Schweine, Hühner und Bienenhaltung. Wir setzen auf Direktvermarktung und bauen neben Futterpflanzen auch Speisegetreide, Kartoffeln und Zuckerrüben an. Der Tag beginnt früh: Um 6.30 Uhr geht es in den Stall, denn unsere 60 Milchkühe und die Nachzucht müssen zuerst versorgt werden. Nach dem Frühstück folgt dann alles, was gerade ansteht – sei es die Bewirtschaftung der Ackerflächen darunter auch Flächen der örtlichen Kirche, Instandhaltung oder, besonders im Winter, Büroarbeit. Abends geht es erneut in den Stall, bevor der Tag endet.

Warum haben Sie sich für ökologische Landwirtschaft entschieden?

Meine Eltern haben den Betrieb bereits vor über 30 Jahren umgestellt und für uns war immer klar: Wir wollen gesunde, hochwertige Lebensmittel erzeugen, die die Umwelt möglichst wenig belasten. Dabei ist für mich der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel essenziell – ich könnte mir nicht vorstellen, mit solchen Mitteln zu arbeiten. Es gibt dafür zwar viele Regeln und Gesetze, doch man hat ja in der Vergangenheit schon öfter erlebt, dass diese Regeln und Gesetze an ihre Grenzen kommen: Immer wieder werden Wirkstoffe vom Markt genommen, weil sich ihre langfristigen Auswirkungen als problematisch herausstellen. Wir verzichten von vornherein darauf und sind damit sicher, keinen Schaden anzurichten.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation in der Landwirtschaft?

Der Markt für Bio-Produkte steht unter Druck, weil viele Menschen momentan weniger Geld für Lebensmittel ausgeben. Gleichzeitig ist die Agrarpolitik nach wie vor stark auf großflächige Betriebe ausgerichtet. Subventionen werden überwiegend pauschal pro Hektar Fläche ausgezahlt: Wer am meisten bewirtschaftet, bekommt am meisten. Größere Betriebe sind dadurch bei Pacht- und Kaufverhandlungen oft im Vorteil. Ich fände es sinnvoller, genauer hinzuschauen: Wie wird ein Betrieb bewirtschaftet? Und Fördergelder stärker an Umweltleistungen zu koppeln.

Was möchten Sie Verpächtern von landwirtschaftlichen Flächen mit auf den Weg geben?

In der Praxis erlebe ich oft, dass Landvergabe nach dem Prinzip „Alles bleibt, wie es ist“ funktioniert, um Veränderungen zu vermeiden. Mir wäre es wichtig, dass bewusster entschieden wird – nicht einfach an den Höchstbietenden oder per Losverfahren. Es sollte vielmehr darum gehen, wer die Flächen bewirtschaftet und welche Konsequenzen das für die Zukunft hat. Gerade öffentliche Institutionen oder die Kirche haben hier eine besondere Verantwortung und sollten genau hinschauen, wem sie ihr Land anvertrauen.

Wie stellen Sie sich die Zukunft des Agrarsektors in zehn Jahren vor?

Ich wünsche mir eine Agrarpolitik, die nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden gezielt fördert, statt nur auf niedrige Lebensmittelpreise hinzuarbeiten. Momentan spiegeln die Preise im Supermarkt oft nicht die wahren Kosten der Produktion wider. Ich wäre dafür, dass Produkte ihren tatsächlichen Wert abbilden – dann würden Lebensmittel auch bewusster konsumiert und weniger verschwendet.

Weitere Informationen zum Hof Barmbach gibt es unter www.hof-barmbach.de.

Caroline Beese

Social Media-, Radio-, Online-Redakteurin der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Empfehlung zur Verpachtung von Kirchenland im Bistum Limburg

Im Bistum Limburg ist die Handreichung „Empfehlung zur Verpachtung von Kirchenland“ erschienen. Darin wird besonders darauf hingewiesen, welchen Beitrag die Kirche bei der Bewirtschaftung und Verpachtung von Kirchenland im Sinne der Verantwortung für die Schöpfung leisten kann. „Im Bewusstsein, dass Entscheidungsträger stets eine schwierige Abwägung diverser Interessen vorzunehmen haben“, heißt es im Vorwort der Handreichung. „Mit der Handreichung geht das Bistum einen nächsten Schritt unter der Überschrift der Schöpfungsgerechtigkeit. Als strategisches Thema steht dies in engem Bezug zum Leitbild des Bistums und den beschlossenen gesamtstrategischen Zielen“, sagt Sandro Frank, Bereichsleitung Strategie und Entwicklung im Bistum Limburg. „Wir hoffen sehr, dass die Empfehlungen von all jenen aufgegriffen werden, die Verantwortung für die Bewirtschaftung und Verpachtung von kirchlichem Grund in unserem Bistum tragen. Als Strategiebereich unterstützen wir dabei gerne und tragen damit dazu bei, dass die Nachhaltigkeitsziele umgesetzt werden.“

Broschüre zum Download

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