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Limburg, 15.09.2025

Allen Grund zur Hoffnung

Aus den Dörfern und aus Städten des Bistums kamen hunderte Pilgerinnen und Pilger am Kreuzfest-Sonntag, 14. September, und verwandelten Limburg in eine bunte, fröhliche, friedliche und hoffnungsvolle Partymeile. Mehr als 800 Menschen pilgerten mit der Sternwallfahrt in die Bischofsstadt an der Lahn – zu Fuß, mit Fahrrädern, Motorrädern, Kanus, Bussen oder der Bahn. Gemeinsam zogen sie teils singend und betend zum Domberg hoch und wurden dort freundlich willkommen geheißen. Sie bekamen dort auch den heißbegehrten Pilgerstempel, den es nur für die Sternwallfahrt 2025 gab.

Kein naiver Optimismus

Höhepunkt des Kreuzfestes war der Festgottesdienst mit Bischof Dr. Georg Bätzing im Hohen Dom zu Limburg. Mit seiner Predigt ging er mitten hinein in die brennenden Fragen unserer Zeit. Er sprach von Kriegen, Vertreibungen, vom Zerbrechen demokratischer Strukturen und der wachsenden Spaltung in Europa. „Haben wir wirklich Grund zur Hoffnung?“, fragte er eindringlich.

Die Antwort des Bischofs: Ja. Hoffnung sei nicht naiver Optimismus, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn habe– ohne Rücksicht darauf, wie es ausgehe. „Hoffnung baut Brücken über Abgründe“, sagte der Bischof. Hoffnung lasse schon Licht erahnen, wo noch Dunkelheit herrsche.

Kraft gegen Gewalt, Unterdrückung und Habgier

Bätzing erinnerte daran, dass Jesus selbst als „Pilger der Hoffnung“ seinen Weg ans Kreuz gegangen sei. „Er konnte nicht wissen, ob es gut ausgeht. Und doch hielt er fest daran, dass sein Lebensweg Sinn macht – für sich und für viele, am Ende für alle“, sagte Bätzing. Aus diesem Gottvertrauen wachse die Kraft, sich gegen Gewalt, Unterdrückung und Habgier zu stellen.

Der Bischof verwies auf die großen Erzählungen und Bilder der Bibel: den Exodus, in dem Gott Freiheit schafft, oder das Hoffnungsbild des Propheten Jesaja, in dem Wolf und Lamm friedlich zusammenleben. Hoffnung, so betonte er, sei eine göttliche Tugend. Er sagte: „Sie wächst in Liedern, in Erzählungen, in Gemeinschaft. Sie bricht zerstörerische Systeme auf und schenkt Zuversicht.“ Bätzing zitierte Václav Havel: Hoffnung sei nicht die Überzeugung, dass alles gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass es Sinn hat. Und Madeleine Delbrêl, die französische Mystikerin, beschrieb er als Zeugin dafür, dass Christinnen und Christen „Parzellen der Menschlichkeit“ in dieser Welt sein sollen.

Unterwegs mit Liedern, Begegnungen und Impulsen

Wie vielfältig Hoffnung erlebt werden kann, zeigten die Wege der Pilger. Peter-Josef Mink aus Waldbrunn war mit einer Gruppe von Hadamar aus gestartet. „Wir sind an der Gedenkstätte der ehemaligen Euthanasie-Anstalt losgegangen. Dort haben wir an die Menschen gedacht, die dort gelitten haben – und das hat uns bewegt, aber auch Kraft für den weiteren Weg gegeben.“ Entlang des Elbbachs und durch die Natur habe er gespürt: „Gerade heute ist es wichtig, dass wir die Hoffnung nicht aufgeben.“

Auch Kinder und Jugendliche machten ihre Erfahrungen. Eine junge Pilgerin erzählte: „Wir sind an der Lahn entlanggelaufen, haben gesungen, gebetet und sogar über unsere Füße gesprochen – was sie alles leisten im Alltag. Ich habe unterwegs neue Freunde gefunden und gemerkt, wie wertvoll das ist.“

Andere wählten das Fahrrad: Klaus Horster aus Bad Soden war drei Stunden von Idstein aus unterwegs. „Wir hatten Rückenwind, gute Gespräche – und jetzt freue ich mich einfach, im Dom mitzufeiern“, sagte er strahlend. Und auch die Kolping-Motorradfreunde Kirdorf machten sich auf den Weg: „Viele wissen gar nicht, dass Kolping auch Motorradgruppen hat. Für uns ist es schön, hier Gemeinschaft zu erleben und neue Leute kennenzulernen“, erzählte Stefan Wezel.

Buntes Treiben auf Domberg und im Bischofsgarten

Angekommen in Limburg erwartete die Pilgerinnen und Pilger ein farbenfrohes Fest. Im Bischofsgarten luden eine Hüpfburg, ein Barfuß- und Balancierparcours und kreative Mitmachstationen Kinder und Familien zum Toben und Gestalten ein. Jakobsmuscheln wurden bemalt, Kreuze gebastelt, Workshops zu Achtsamkeit besucht. Der „Bistumsexpress“ verband den Bischofsgarten mit der Bistumsmeile auf der sich Verbände, Initiativen, Institutionen und zum ersten Mal auch die fünf Regionen des Bistums präsentierten und das vielfältige Leben der Kirche im Bistum Limburg zeigten.

Im Dom wartete ein Segensvorhang, an den Besucherinnen und Besucher ihre selbst gestalteten Segensbänder hefteten – ein sichtbares Zeichen für die vielen Bitten und Hoffnungen. Seelsorgerinnen und Seelsorger standen für Gespräche bereit und spendeten das Sakrament der Versöhnung. „Es war bewegend zu erleben, wie Menschen Trost suchten und gleichzeitig mit Hoffnung weitergingen“, erzählte Pfarrer Andreas Fuchs aus Wirges.

Ein Fest mit weltlichem Charakter

Das Kreuzfest war auch ein weltkirchliches Ereignis: Besonders herzlich begrüßte Bischof Bätzing die Delegation der Partnerdiözese Alaminos von den Philippinen. „Katholische Kirche ist eine Kirche weltweit“, betonte er und dankte für das Geschenk eines Bischofsstabs aus Bambus, das ihm der neue Bischof von Alaminos, Napoleon Sipalay, mitbrachte und für Bätzing „ein Zeichen gelebter weltweiter Geschwisterlichkeit ist.“

Am Ende des Festgottesdienstes erklang ein besonderes Ständchen: Die gesamte Gottesdienstgemeinde im und vor dem Dom sang Papst Leo XIV. zu seinem 70. Geburtstag „Viel Glück und viel Segen“.

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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