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LIMBURG/ BOCHUM, 20.02.2020

Mut! Christliche Botschaft in die Öffentlichkeit

„Eine öffentliche Religionspädagogik: schwierig, aber unverzichtbar“: So lautet das Fazit von Professor Bernhard Grümme beim Don-Bosco-Tag. Bei dem Studientag tauschten sich Religionslehrer und Erzieher aus dem Bistum aus.

Unter dem Motto „Aufbruch in die Öffentlichkeit“ haben sich am Mittwoch, 19. Februar, Religionspädagogen aus Schulen und Kitas im Bistum Limburg zum Don-Bosco-Tag getroffen. Gastredner des Studientags im Limburger Priesterseminar war der Theologieprofessor Bernhard Grümme von der Ruhr-Universität Bochum. Neben diesem Vortrag stand ein gemeinsamer Gottesdienst - gestaltet von Schülern der Tilemannschule -, ein Podium und Austausch auf dem Programm. Daneben ist der Tag auch, wie Thorsten Klug vom Bistum Limburg bei der Begrüßung sagte, gedacht als "ein Moment des Luftholens" für die Teilnehmer und für die Diözese eine gute Gelegenheit sich bei den vielen Religionslehrern und Erziehern zu bedanken, "die Kirche in ihren Institutionen ein Gesicht geben."

„Eine öffentliche Religionspädagogik: schwierig, aber unverzichtbar:“ So lautet das Fazit des Hauptredners an diesem Tag. Nach einleitenden Überlegungen zum Begriff Öffentlichkeit, der als verschiedene, zueinander durchlässige Teilöffentlichkeiten identifiziert wird, erläutert Grümme das Verhältnis eines neutralen Verfassungsstaats zu einer öffentlichen Religion. Auf den Religionsunterricht bezogen stellt Grümme, der vor seiner Laufbahn an der Universität selbst mehrere Jahre als Religionslehrer tätig war, fest, dass dieser Unterricht den universalen Anspruch der christlichen Botschaft in die Schulöffentlichkeit einbringe. Hier gelte es, „diese Öffentlichkeit im Sinne einer Diskurskultur zu kultivieren und darin hinein den christlichen Verheißungshorizont einzubringen.“ Dabei spannt Grümme einen weiten und akademischen Bogen von dem Öffentlichkeitsbegriff Jürgen Habermas` bis zu der Dialektik einer pädagogischen Konstruktivismusdebatte.  

Damit Fragen nach Sinn nicht aus der Öffentlichkeit hinausgedrängt werden

Die Religionspädagogik insgesamt sei aufgerufen, sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen: „Für uns ist wichtig, dass aus der Perspektive des Christentums der christliche Glaube aufgrund seiner gesellschaftlich-geschichtlichen Dynamik in diesen öffentlichen Raum gehört.“ Der christliche Glaube könne dazu beitragen, dass Fragen nach Sinn, nach Gerechtigkeit, nach vergangenen Leiden, nach Wahrheit und Legitimität von Weltanschauungen nicht aus der Öffentlichkeit herausgedrängt werden.

Darüber hinaus hob er auf Bildungsungerechtigkeit und Milieuverengung ab. Die Religionspädagogik reflektiere nicht ausreichend, dass ihre Angebote stark in einem Mittelschichtenhabitus des bildungsbürgerlichen Milieus verankert seien. Eine solche Orientierung habe in ihrer Konsequenz benachteiligende, ja gar exkludierende Wirkung.

Jugendliche motivieren und handlungsstark machen

Als Fazit sieht Grümme die Aufgabe einer öffentlichen Religionspädagogik darin, Jugendliche zu motivieren, fähig und handlungsstark werden zu lassen, um sich selber in unterschiedlichen Öffentlichkeiten zu engagieren, sich einzubringen und ihrerseits von dort her Impulse zu erfahren. „Dafür müsse die Religionspädagogik  in einem kritisch-produktiven Sinne selbst-reflexiv werden.“ Und dafür brauche es „den Mut voraus, ins Offene zu gehen, ins Risiko, ins Unvertraute.“

Das Amt für Katholische Religionspädagogik im Bezirk Limburg hatte den Studientag organisiert. In diesem Jahr ging es auch darum, wie religiöse Erziehung an Kitas und Schulen politische und öffentliche Debatten beeinflusst. Workshops am Nachmittag vertieften Fragestellungen zum Verhältnis Öffentlichkeit – Privatheit. Unter anderem ging es um Instagram im Religionsunterricht, um die Franz-Kett-Pädagogik oder um Greta als Vorbild öffentlicher Religionspädagogik. Ein weiterer Workshop, der von der Leiterin der Theaterschule Frankfurt angeboten wird, befasste sich mit Improvisation und Sprache, mit Stimmeinsatz und Sprachrepertoire.

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