LIMBURG, 26.06.2020
Zahlen, die nicht schöngeredet werden können
Im Bistum Limburg sind 2019 9.439 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Das sind 1.459 Personen mehr als im bisherigen Rekordjahr 2013 (7.980). 2018 waren es 7.791 Menschen. Das geht aus der Kirchlichen Statistik hervor, die das Bistum Limburg am Freitag, 26. Juni, veröffentlicht hat. Die Zahl der Katholiken im Bistum sank wegen der Austritte und demografischen Entwicklung auf 593.031 Katholiken (2018: 608.080). Damit leben im Bistum Limburg, zu denen Teile von Hessen und Rheinland-Pfalz gehören, etwa 15.000 Katholiken weniger als 2018. Der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung sank auf 23,7 Prozent. (2018: 24,3 Prozent). Das Bistum ist weiter stark international geprägt: 98.159 Katholiken sind ohne deutschen Pass. Das ist etwa jeder sechste Katholik.
Anhaltender Trend beim Sakramentenempfang
Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich beim Sakramentenempfang weiter fort: Die Zahl der Gottesdienstbesucher ging auf 51.131 Personen (2018: 54.202) zurück. Der Anteil fiel auf 8,62 Prozent (2018: 8,91 Prozent). Die Zahl der Gottesdienstteilnehmer wird durch eine Zählung an zwei normalen Sonntagen im Kirchenjahr ermittelt. 2018 gab es im Bistum Limburg 3.545 Taufen (2018: 3.810), die Zahl der Erstkommunionen blieb mit 4.473 verhältnismäßig konstant (2018: 4.510). Gefirmt wurden 3.190 Personen (2018: 3.269). 904 Paare spenden sich das Ehesakrament (2018: 986). 6.173 Katholiken wurden bestattet (2018: 6.272). 68 Personen traten zur katholischen Kirche über (2018: 78). 225 Menschen wurden wieder in die Kirche aufgenommen (2018: 253).
Kirche erreicht viele Menschen nicht mehr
„An den heute vorgelegten statistischen Zahlen 2019 gibt es nichts schönzureden“, betonte der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing. Sie zeigten, dass die Kirche mit ihrem pastoralen und sozialen Handeln eine Vielzahl von Menschen nicht mehr für das kirchliche Leben motivieren könne. „Besonders belastend empfinde ich die sehr hohe Zahl an Kirchenaustritten. Was uns in einer Studie im Frühjahr 2019 für die kommenden Jahrzehnte prognostiziert wurde, tritt mit deutlich höherer Geschwindigkeit und in einem kürzeren Zeitabstand jetzt schon ein“, so Bätzing. „Wir bedauern jeden Kirchenaustritt und wir laden jeden, der gegangen ist oder gehen will, ein, mit uns zu sprechen.“ Die Zahlen dokumentierten eine zunehmende Entfremdung zwischen den Kirchenmitgliedern und einem kirchlichen Glaubensleben. Sie und zeigten auch, dass der „Prozess der Erosion persönlicher Kirchenbindung“ weiter voranschreite. Mutige Veränderungen seien ebenso notwendig wie neue Formen der Verkündigung des Evangeliums sowie des Miteinanders zwischen Priestern und Laien in der Kirche.
Angesichts der „schmerzhaften Entwicklungen“ sprach er den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kirche seinen Dank aus: „Wir dürfen dankbar sein für den engagierten Dienst von Priestern, Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und –referenten.“ Das individuelle Engagement kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehe in dem statistischen Zahlenmaterial oft unter.
Transparenz und Aufarbeitung
Bätzing kündigte an, die Zahlen innerhalb des Synodalen Wegs einbringen zu wollen sowie den eingeschlagenen Weg von Transparenz und Aufarbeitung im Bistum konsequent weiterzugehen. „Nach einem erheblichen Verlust von Glaubwürdigkeit müssen wir versuchen, diese zurückzugewinnen. Ehrlichkeit und Transparenz, hilfreiche Antworten der Kirche auf die Fragen der Zeit und manche Veränderungsprozesse sollen dazu helfen, das zu zeigen, was im Zentrum von Glaube und Kirche steht: das Angebot Gottes, im Glauben dem Leben eine Orientierung zu geben.“
Wie viele Menschen wurden in Ihrer Pfarrei getauft? Wie viele Paare haben sich dort getraut? Der Bistumsatlas, eine interaktive Karte, veranschaulicht das kirchliche Leben mit Zahlen.