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WIESBADEN, 16.06.2021

Bischof Georg Bätzing im Wiesbadener Westen

Viel Freude an der Begegnung miteinander, neue Perspektiven und Einsichten: Dieses freudige erste Resümee nach der Visitation des Bischofs hat der Pfarrer von St. Peter und Paul, Knud W. Schmitt, getroffen.

Sehnlichst hat die Pfarrei St. Peter und Paul Bischof Dr. Georg Bätzing zur Visitation erwartet. Allen Beteiligten war es wichtig, Bischof Georg keine Scheinwelt in Form eines liebevoll gestalteten Fotobuchs zu präsentieren, sondern die Pfarrei, so wie sie ist, mit ihren Ecken und Kanten, Reibungspunkten und Herausforderungen. Fällt die Bundesnotbremse noch rechtzeitig oder fällt sie nicht? Eine Frage, die die Pfarrei lange zittern ließ. Das Programm war vom Organisatorenteam der Visitation mit heißer Nadel gestrickt. Vieles musste im Vorfeld abgeändert und angepasst werden, aber Petrus meinte es schließlich doch gut. Pünktlich zum Start der Visitation fiel die Bundesnotbremse und Bischof Georg konnte bei bestem Wetter inclusive persönlicher Begegnungen den Wiesbadener Westen besichtigen.

Am Kirchort Herz Jesu begegnen sich Generationen. Zum Auftakt seiner Visitation feierte Bischof Georg zusammen mit den Senioren und Seniorinnen des Herz-Jesu-Heims sowie mit den Kindern der Kita eine Andacht und weiht im Anschluss die neuen Räume ein. Auch wenn die Einweihung aufgrund der Pandemie ein Jahr warten musste, war nun die Freude bei allen Beteiligten umso größer. Die Kinder legten sich schon in den Vorbereitungen mächtig ins Zeug und brachten schließlich vor Ort neben den Bewohnern des Altenheims auch Bischof Georg zum Strahlen.

Nach einem Treffen des Bischofs mit dem Pastoralteam ging es weiter in den Kirchort St. Marien, wo er sich mit den Kita-Koordinatoren und Kita-Leitungen der Pfarrei traf. Zehn Kitas innerhalb einer Pfarrei: das ist alles andere als gewöhnlich. Die Kitas haben sich im letzten Jahrzehnt zunehmend verändert und sind ein Abbild der Gesellschaft im Wiesbadener Westen. Die Kita ist vielfältiger geworden. Viele Kinder ohne oder anderer Konfession werden hier betreut. Die hohe Kinderarmutsquote, die erhöhte Arbeitslosen- und Existenzsicherungsquote sowie beengte Wohnverhältnisse in manchen Stadteilen prägen familiäre Lebenslagen und damit die Kinder. Auch in dieser Hinsicht sind die Anforderungen an die Einrichtungen gestiegen. Die Kindertagesstätten sind aber grundsätzlich ein wichtiger Kontakt zu rund 700 Familien. Daher bleibt nach einem konstruktiven Austausch die Frage: „Wie nutzt St. Peter und Paul den Kontakt zu Familien pastoral?“
Hohe Bedarfslagen begegneten Bischof Georg auch im Anschluss in der Speisekammer in St. Marien, die nun schon seit etwa 15 Jahren von der Kolpingfamilie in Biebrich betrieben wird. Die Vorsitzende Anne-Katrin Schulz und weitere Ehrenamtliche informierten über das Wirken des Verbandes.

Nach der Werktagsmesse diskutierte Bischof Georg virtuell mit den synodalen Gremien und dem Pastoralteam über die Reibungspunkte der Pfarrei. Sinkende Mitgliederzahlen, veränderte Nutzungsanforderungen, hohe Instandhaltungskosten: Entscheidungen – auch schmerzhafte – sind dringend erforderlich. Der Bischof riet, sich ehrlich bewusst zu machen, in welchen Dingen spürbar Zukunft steckt und wo hingegen keine Zukunft mehr steckt. St. Peter und Paul nehme er als „suchend und fragend“ wahr. Dass es kein „weiter so“ geben kann, ist bei allen Beteiligten Konsens. Als Pfarrei zusammenwachsen, sich neu ausprobieren, neue Versuche starten - nach Vorbild moderner Start-Ups -: Bei diesem Ansatz gebe es nichts zu verlieren, nur zu gewinnen, so der Bischof.

 

Am Freitagabend standen bei „Christen sagen ihre Meinung“ virtuell hitzige Debatten auf dem Plan. Etwa 35 Teilnehmende stellten Bischof Dr. Georg Bätzing Fragen zu Themen wie den Synodalen Weg, die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren oder Frauen in der Kirche. Dass hinter diesen Debatten persönliche, oftmals schmerzhaft erlebte Erfahrungen in der Kirche stecken, war an diesem Abend besonders spürbar.

Am Samstag erradelte Bischof Dr. Georg Bätzing im Rahmen einer sozialräumlichen Fahrradtour den Gräselberg. Dabei machte er eine ganz neue Erfahrung und fuhr das erste Mal E-Bike, sichtlich amüsiert überholte er die jüngsten Teilnehmenden. Im Wiesbadener Westen herrscht eine hohe soziale Ungleichheit. Hier leben wohlhabende Menschen wie Menschen in prekären finanziellen Lebensverhältnissen. Sich dessen anzunehmen, sieht Bischof Georg als Herausforderung für kirchliche Gremien. In der evangelischen Lukasgemeinde sprach er u.a. mit Sozialdezernent Christoph Manjura über die Frage nach dem sozialen Zusammenhalt.

Nach einer Begegnung mit Firmanden und einer feierlichen Firmung in Mariä Heimsuchung, ließ der Bischof den Abend zusammen mit Ehrenamtlichen im Bibelgarten in Schierstein ausklingen. Aufgrund der Corona-Beschränkungen wurden die Ehrenamtlichen ausgelost. Elisabeth Kessels reichte ein biblisches Dinner mit den sieben Früchten Israels. Nach langer Pandemie genoss Bischof Dr. Georg Bätzing die reale Begegnung von Mensch zu Mensch. In entspannter und lockerer Atmosphäre unterhielt er sich bei Wein und Granatapfelsaft ganz ohne Tagesordnung mit den ehrenamtlich Engagierten.

Den Abschluss bildete das Pontifikalamt mit Pfarrer Knud W. Schmitt und Diakon Uwe Groß am Sonntag in St. Peter und Paul Schierstein. Pfarrer Knud W. Schmitt überreichte zum Dank - neben Frauensteiner Wein, Kirschen und gemalten Kinderbildern - ein Fernglas. Symbolisch steht es für die Suchbewegung in der Pfarrei. Es zeigt das, was eigentlich so fern ist ganz nah. Es steht für die Sehnsucht.

„Bischof Georg erwies sich als guter Zuhörer und aufmerksamer Beobachter. Mit seinen bereichernden und motivierenden Worten eröffnete er Perspektiven und Horizonte. Er machte uns vor allem Mut für die Zukunft“, lautete das dankbare Resümee der Verantwortlichen.

Weitere Berichte über die Visitation auf der Homepage: https://stpeterundpaul-wiesbaden.de/. Text: Theresa Kreutz

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