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Bad Ems, 30.01.2022

Im weiten Raum Nähe möglich machen

Mit einem festlichen Gottesdienst ist die Gründung der neuen Pfarrei St. Martin und St. Damian Rhein-Lahn am Sonntag, 30. Januar, gefeiert worden.

Mit einem festlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Martin Bad Ems ist die Gründung der neuen Pfarrei St. Martin und St. Damian Rhein-Lahn am Sonntag, 30. Januar, gefeiert worden. Für Bischof Dr. Georg Bätzing ist die Zusammenlegung der beiden ehemaligen Pfarreien St. Martin Bad Ems-Nassau und St. Martin Lahnstein weder eine Liebesheirat noch eine Zwangsehe. „Sie gehen heute eine Vernunftsehe ein, weil wir erleben, dass unsere Kräfte schwinden. Die Ressourcen werden geringer und die Zahl der Gläubigen sinkt. Wir müssen die Strukturen so verändern, dass sie der inneren Lebendigkeit des Glaubens entsprechen“, sagte der Bischof. Er lobte das Engagement von Haupt- und Ehrenamtlichen aus beiden Pfarreien, die seit 2017 gemeinsam auf den Weg sind und die Pfarreiwerdung geplant und gestaltet haben. Das gute Miteinander spiegele sich beispielsweise in der Gründungsurkunde wider, die die Stärken der beiden alten Pfarreien und der vielen Kirchorte benenne und deutlich mache, wie sie in das neue Große der Pfarrei eingebracht werden sollen. In einem wahrlich weiten, großen Raum soll es darum gehen, Nähe zu ermöglichen. Nähe zu den Anliegen der Menschen. Nähe zur Welt und zur Gesellschaft, die Christinnen und Christen mitprägen wollen. 

Prägende Flüsse und gute Vorbilder

In seiner Predigt ging Bischof Georg Bätzing vertieft auf den Namen der neuen Pfarrei ein. Da fielen zunächst die beiden prägenden Flüsse Rhein und Lahn auf. „Der Rhein steht für Weite, für Bewegung und Dynamik. Alle Menschen, die am Rhein leben, erfahren die Neuigkeiten dieser Welt seit Jahrhunderten am ersten“, so der Bischof. Alles, was sich in der Welt abspiele, sei in den Städten und Dörfern am Rhein bekannt. Es werde dort aufgegriffen, bedacht, kommentiert und fände Einzug ins eigene Leben der Menschen. Gut, wenn da auch Christinnen und Christen dabei seien. Die Lahn stehe für Geborgenheit, Heimat, Traditionen und Sicherheit. Auch dies sei wichtig. In Bad Ems gebe es heilende Quellen und in der Kurstadt sei die Welt zusammengekommen. Und dann gebe es in der Pfarrei noch die lange klösterliche Tradition in Arnstein, die mit dem Prämonstratensern begonnen, von den Arnsteinerpatres gepflegt und nun von orthodoxen Schwestern weitergeführt werde. All dies präge die neue Pfarrei. 

„Sie haben mit dem heiligen Martin und dem heiligen Damian de Veuster gute Vorbilder als Patrone ihrer Pfarrei gewählt“, lobte Bätzing. Der heilige Martin soll dabei nicht auf das Mantelteilen verengt werden. Er sei einer der großen Persönlichkeiten des vierten Jahrhunderts und ein wahrer Kirchenentwickler gewesen. Ihm sei es wichtig gewesen, den Kern des christlichen Glaubens herauszuarbeiten. Dieser Kern sei Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch. „Wenn wir diesen Kern aufgeben, dann bleibt vom christlichen Bekenntnis nichts übrig. Dann haben wir den Menschen nichts mehr zu bieten, das uns von anderen unterscheidet. Christus ist es. Er öffnet uns das Tor zur Ewigkeit“, sagte der Bischof.  
Damian de Veuster knüpfe an die Arnsteiner Tradtion an. Er sei ein liebenswerter Mensch ohne Berührungsängste gewesen. Dies habe ihn in jungen Jahren sein Leben gekostet. Der Ordenspriester sei dort hingegangen, wohin 600 leprakranke Menschen abgeschoben worden seien. „Sein Vorbild erinnert uns heute daran, dass wir Christinnen und Christen dorthin gehören, wo die Not am größten ist. Wir müssen dort einschreiten, wo die Gefahr besteht, dass Menschen separiert werden, weil sie anders sind. Wir dürfen als Christinnen und Christen keine Polarisierungen zulassen, sondern sollten immer und überall Brückenbauerinnen und Brückenbauer sein.  

Bischof machte Missbrauch zum Thema

Der Bischof verhehlte nicht, dass die Pfarreiwerdung an Rhein und Lahn in eine Kirchenstunde falle, die nicht leicht sei. Er sagte: „Wir alle sind bedrückt was der Missbrauch seit Jahren und Jahrzehnten in unserer Kirche deutlich macht. Wir müssen uns dieser Vergangenheit stellen, dieser dunklen Seite der Kirche“. Kinder und Jugendliche seien nicht geschützt worden, nicht zum Wachstum animiert, sondern für ihr ganzes Leben geschädigt worden. Dies habe man nicht wahrhaben, sondern wegschieben wollen. Dies werde aber nicht mehr gelingen. „Die Betroffenen sind nicht Vergangenheit. Sie sind mitten unter uns und deshalb bleibt es unsere Pflicht, dass wir schonungslos sagen, was war und welche Fehler vor allem wir Amtsträger begangen haben, indem wir versuchten, die Institution der Kirche zu schützen und die Opfer nicht im Blick hatten“, sagte Bätzing. Er machte aber auch deutlich, dass sich die Kirche beim Thema Missbrauch entwickelt habe durch Intervention, Prävention und durch Schutzkonzepte. Die Kirche sei so, zu einem der sichersten Orte für Kinder und Jugendliche geworden, die es derzeit in der Gesellschaft gebe. Dies müsse aber weiter erlebt und von anderen entdeckt und weitergetragen werden. 

In einer Stunde Gottesdienst ein neuer Mensch?

Der neuen Pfarrei wünschte der Bischof viel Mut und einen realistischen Blick auf das, was ist. Er zeigte sich davon überzeugt, dass Demut der Kirche auf allen Ebenen gut stehe. „Wir müssen annehmen, dass wir nicht mehr die prägende und bestimmende Größe in der Gesellschaft sind. Deshalb müssen wir nach Kooperationen suchen, um bei den Menschen zu sein“, so Bätzing. Wer wachsam und aufmerksam in den Ortschaften der Pfarrei unterwegs sei, der sehe Not und könne erleben, was die Menschen brauchen. Dies verändere immer. Und es führe ins Gebet und zur Erkenntnis, dass es Gott ist, der alles Leben lenke und leite. „Der Gottesdienst bleibt Kern unseres Lebens. Tun Sie alles, um am Sonntag zur Eucharistiefeier zu kommen und halten sie die Kirchen in den Ortschaften offen. Erfüllen Sie die Räume mit ihrem Gebet. Das geht ganz ohne Hauptamtlichkeit und schafft Verbindung untereinander“, sagte der Bischof. Wer in Bad Ems hineinfahre, sehe ein Werbeplakat der Emser Therme mit der Aufschrift „In zwei Stunden ein neuer Mensch“. „Wie wäre es, wenn die Menschen dies in der neuen Pfarrei entdecken würden. Nach einer Stunde Gottesdienst, ein neuer Mensch. Das wünsche ich Ihnen“, so Bätzing.  

Nach dem Gründungsgottesdienst pflanzten Bischof Georg Bätzing und Pfarrer Armin Sturm einen Apfelbaum neben der neuen Pfarrkirche. DIe Erde dafür haben Gläubige aus allen Kirchorten mitgebracht. Der Baum soll Wurzeln schlagen und reiche Früchte bringen. 

Zur neuen Pfarrei St. Martin und St. Damian Rhein-Lahn gehören die acht Kirchorte Niederlahnstein, Oberlahnstein, Braubach, Nassau, Bad Ems, Winden, Nievern und Arnstein. Pfarrer der neuen Pfarrei ist Armin Sturm. Weitere Informationen im Internet unter: www.stmartin-stdamian.de. 

Das Video zum Gründungsgottesdienst

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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