FRANKFURT, 07.06.2022
Mystik aus der Telefonzelle

Im idyllischen Garten von Heilig Kreuz schaukelt Schwester Kirstina Wolf in der Hängematte. In der Hand hält sie ein Buch, die Schuhe hat sie abgestreift, die Sonne scheint ihr ins Gesicht. „Wir möchten dazu einladen, hier zur Ruhe zu kommen, sich ein Buch zu nehmen und zu lesen“, sagt die Missionsärztliche Schwester, die als Pastoralpsychologin und Referentin im Zentrum für christliche Meditation und Spiritualität arbeitet.
Schon lange hatte das Team des Meditationszentrums vor, den hübschen Garten neben der Kirche so zu gestalten, dass man sich gemütlich darin aufhalten kann. Nun hat sich einiges getan: Seit ein paar Tagen gibt es einen Bücherschrank, der in einer roten Telefonzelle untergekommen ist und in dem speziell Titel aus dem spirituellen Themenbereich zu finden sind, sowie die hübsche bunt-gestreifte Hängematte. Bald soll noch eine Bank dazukommen, außerdem Tische und Stühle.
Ein verspätetes Einzugsgeschenk
Die Telefonzelle ist ein Geschenk der Weggemeinschaft „Kontemplation und Mystik“, die seit gut zwei Jahren mit im Gebäude in der Kettelerallee 45 in Bornheim sitzt. Im Gespräch mit dem Leiter der Weggemeinschaft, dem evangelischen Pfarrer Sven-Joachim Haack, erzählte Schwester Kristina vor einiger Zeit, dass sich das Meditationszentrum eine Telefonzelle wünsche, um einen offenen Bücherschrank einrichten zu können. Ein städtischer Bücherschrank ging nicht, weil es sich bei dem Kirchgarten um ein Privatgrundstück handelt. Also ersteigerten Haack und sein Team eine Telefonzelle auf Ebay und holten sie mit einem LKW ab. Im Pfarrgarten angekommen, baute Hausmeister Dejan Gasparevic sie so aus, dass nun ein hübscher, einzigartiger und vor allem sehr stabiler Bücherschrank daraus entstanden ist.
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Das ist wichtig, damit die Regalbretter das Gewicht der Bücher tragen können. Gut 50 Titel aus der Präsenzbibliothek des Meditationszentrums sind bereits in die Telefonzelle umgezogen. Darunter ein Werk des Theologen Hans Küng, Lebensratgeber und Gedankensammlungen wie „Weisheit für die Seele“, spirituelle Abhandlungen, die „Aufrichtigen Erzählungen eines russischen Pilgers“ und moderne Klassiker wie „Nachtgedanken eines Beichtvaters“ von Tomás Halík.
„Komödiantenstadl“ hat dort nichts verloren
Etwas aus der Reihe sticht ein Heimatschmöker mit dem Titel „Komödiantenstadl“. „Der gehört hier nicht rein“, sagt Schwester Kristina und zieht das schmale Heftchen heraus. Der Schrank trägt die Aufschrift „Mystik-Schrank“, was nicht zu verwechseln ist mit „Mystery-Schrank“ – Vampirromane oder übernatürliche Thriller wären hier also ebenfalls an der falschen Adresse. Er ist speziell gedacht für spirituelle und geistliche Literatur – und damit das auch so bleibt, werden Schwester Kristina und das Team auch in Zukunft darauf achten, dass keine Bücher, die damit nichts zu tun haben, dort eingestellt werden. Der Schrank soll wie ein öffentlicher Bücherschrank funktionieren, das heißt, man darf etwas entnehmen, es lesen und zurückbringen oder auch behalten und dafür etwas anderes hineinstellen, wenn es zum Thema passt.
Das Zentrum für christliche Meditation und Spiritualität Heilig Kreuz und der neue Bücherschrank sind zu finden in der Kettelerallee 45 am Bornheimer Hang. Weitere Informationen zu Heilig Kreuz gibt es auf www.meditationszentrum.bistumlimburg.de.