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LIMBURG, 21.10.2022

Tipps für Pfarreien zum Energiesparen

Pfarreien sind von der Energiekrise besonders herausgefordert. Im Interview erklärt Diözesanbaumeister Stefan Muth welche Empfehlungen das Bistum gibt.

Mit Blick auf die Energiekrise sind die Pfarreien im Bistum Limburg besonders herausgefordert. Energiekosten müssen eingespart und Mehrkosten finanziert werden. Aktuell veröffentlichte Handreichungen geben Tipps und zeigen Wege auf, einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten. Im Interview erklärt Diözesanbaumeister Stefan Muth welche Empfehlungen die Handreichungen geben.

Wie viele Kirchen im Bistum Limburg werden in diesem Winter geschlossen?

Stefan Muth: Unsere Pfarreien sind selbstständige Körperschaften und die Kirchengebäude gehören den Pfarreien und nicht dem Bistum. Wir können daher den Pfarreien nur empfehlen, Kirchengebäude vollständig zu schließen, die Heizung auszuschalten und sie frostsicher zu machen. Diese Schließung ist nur möglich, wenn Gottesdienste und Veranstaltungen in kleinere und effizient zu beheizende Räumlichkeiten verlegt werden können. In wie vielen Pfarreien das möglich ist, und wie viele diesem Rat folgen werden, ist noch nicht bekannt.

Welche Tipps geben Sie, wenn es keine alternativen Räumlichkeiten gibt?

Wenn ein Kirchengebäude weiter genutzt werden kann, sollte wo möglich die Heizungsanlage ausgeschaltet werden und die Raumtemperatur bei maximal 5 Grad liegen. Auf ein Hochheizen für Gottesdienste und Veranstaltungen ist zu verzichten. In jedem Fall muss dann die Luftfeuchtigkeit überwacht und die Raumtemperatur kontrolliert werden, um Schimmelbefall und Schäden am Gebäude, Ausstattungen oder Orgeln zu vermeiden. Diese Empfehlungen wurden zusammen mit anderen Bistümern erarbeitet und sollen auch dort umgesetzt werden.

Was können Pfarreien sonst noch tun, um in Kirchengebäuden Energiekosten zu sparen?

Der Kreativität der Pfarreien sind hier keine Grenzen gesetzt. Ganz grundsätzlich empfehlen jedoch jeder Pfarrei ihre Heizungsanlage und deren Einstellung überprüfen zu lassen. Die Pfarreien sollten zudem darauf verzichten ihre Kirchen von außen anzustrahlen. Es sei denn es gibt eine Verkehrssicherungspflicht. 

Neben Kirchen gibt es in Pfarreien ja auch zahlreiche andere Gebäude wie Gemeindezentren oder Pfarrhäuser. Welche Empfehlungen gibt es für diese Gebäude?

Die Pfarreien sollen prüfen, ob Gebäude bzw. Gebäudeteile vorrübergehend geschlossen werden können. Beispielsweise ist zu überlegen, ob die Gemeindezentren in jedem Kirchort geöffnet bleiben müssen und damit die Zusammenlegung und Zentralisierung von Nutzungen in ausgewählte Gebäude und Räumlichkeiten möglich ist. Zudem muss die Raumtemperatur in allen Gebäuden gesenkt werden. Gemeindezentren und Pfarrhäuser sollten auf maximal 19 Grad geheizt werden. In Nebenräumen wie Lager, Küchen und Sanitärbereiche sollte gänzlich aufs Heizen verzichtet werden.

Was empfehlen Sie den Pfarreien zudem?

Die Pfarreien sollten grundsätzlich die Heizkörper in ihren Gebäuden entlüften und die Einstellungen der Heizungsanlagen überprüfen. Die Heizkörper sollten nicht abgedeckt oder verstellt sein. Die Türen in den Räumen sind geschlossen zu halten und es empfiehlt sich eine Prüfung, ob Türen und Fenster dicht sind. Nicht unbedeutend ist auch das richtige Lüften. Es empfiehlt sich das Stoßlüften zwei bis drei Mal am Tag für fünf bis zehn Minuten. Dann müssen Fenster auch nicht dauerhaft gekippt werden. Ein Blick sollte auch auf die Kühlschränke in den Gebäuden geworfen werden. Hier sollte die Temperatur im Kühlschrank bei 7 Grad und im Gefrierfach bei -18 Grad liegen. Nicht benutzte Geräte gehören ausgeschaltet. Auszuschalten sind auch Boiler für die Warmwasserbereitung für das Händewaschen. 

Wie steht es in dieser Heizperiode um die Kindertageseinrichtungen, die ja auch größtenteils von den Pfarreien getragen werden und werktags von hunderten Kindern besucht werden?

Für unsere Kitas gibt es besondere Empfehlungen. Die Raumtemperatur sollte bei 20 Grad liegen, in Räumen mit Kleinkindern 21 bis 22 Grad. In Waschräumen empfiehlt sich eine Temperatur von 24 Grad, ebenso wie im Wickelbereich. In Schlafräumen sollte die Temperatur bei 18 Grad und im Speiseraum bei 21 Grad liegen. Auch in den Kitas gelten die Empfehlungen zur Überprüfung der Heizungsanlagen und zum Lüften. 

Gibt es neben den Handreichungen weitere Unterstützungsangebote des Bistums für Pfarreien?

In diesem Winter wird es sehr wichtig sein, die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur in den Gebäuden im Blick zu behalten und zu steuern. Das Bistum finanziert bis zu vier Temperatur und Luftfeuchtigkeitsgeräte pro Pfarrei. Weitere Geräte können über das Bistum bezogen werden. Zudem wird die Umsetzung der Empfehlungen Auswirkungen auf die Kirchenmusik haben. Hier unterstützt das Referat Kirchmusik. 

Das Bistum unterstützt zudem die Einstellung und die Überprüfung von Heizungsanlagen auf Energieeffizient bzw. Temperaturanpassung mit 250 Euro pro Kirchenheizung. Jede weitere Heizungsanlage wird mit 150 Euro gefördert. 

Die Kirchen im Bistum Limburg werden überwiegend mit Gas beheizt. Die Diözese rechnet mit einem finanziellen Mehraufwand von mehreren Millionen Euro auf ein Jahr hin. Wie sollen diese Kosten getragen werden?

Wir haben folgendes Finanzierungsmodell mit den Pfarreien und dem Diözesankirchensteuerrat beraten. 1/3 der gestiegenen Kosten soll durch Energieeinsparungen kompensiert werden. 1/3 der Mehrkosten müssen die Pfarreien selbst aufbringen. Mit 1/3 unterstützt das Bistum.

Handlungsempfehlungen für das verantwortungsbewusste Temperieren von Kirchengebäuden

Handreichung zur Energieeinsparung

Tipps für Pfarreien rund um das Thema Energie bot auch ein Workshop-Tag des Dezernates Finanzen, Verwaltung und Bau im September 2022. Generalvikar Wolfgang Rösch und Finanzdezernent Thomas Frings konnten dazu knapp 80 Vertreterinnen und Vertreter aus den Pfarreien des Bistums begrüßen. Die Teilnehmenden nutzten die Möglichkeit um sich mit Themen wie Fundraising, Kirchliche Immobilienstrategie, Umnutzung von Kirchen, Energieversorgung und innovative Gebäudekonzepte zu informieren. Zu diesem Thema gab es verschiedene Workshops und Infostände unter anderem von der Energieversorgung Limburg, der Albert Weil AG, des Gemeinnützigen Siedlungswerkes oder auch von Projektentwicklungsfirmen wie der KIPS GmbH aus Bamberg oder der vierviertes Projektentwicklung GmbH aus Trier. 

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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