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Lahnstein, 26.09.2022

Sprachrohr für die, die keine Stimme in der Gesellschaft haben

Seit 125 Jahren gibt es die organisierte Caritas im Bistum Limburg. Das Jubiläum wurde am Caritassonntag groß gefeiert.

Die Caritas ist das Sprachrohr für die Menschen, die keine Stimme in der Gesellschaft haben. Sie deckt Unrecht auf, rüttelt wach und ermöglicht Gerechtigkeit und Teilhabe. Dies hat Bischof Dr. Georg Bätzing am Caritassonntag, 25. September, in Lahnstein deutlich gemacht. Der Caritassonntag war im Bistum Limburg in diesem Jahr eingebunden in das Jubiläumsjahr 125 Jahre Caritasverband für die Diözese Limburg und wurde mit einem Festgottesdienst und einem Begegnungsfest gefeiert. „Es ist ein wichtiger Tag, den wir heute feiern“, sagte Bischof Bätzing und gratulierte dem Diözesancaritasverband, den Menschen, die die Caritas leben sowie allen, die den Verband und die regionale Caritas in der Vergangenheit mitgeprägt haben. Es sei gut, das Jubiläum in der St. Martinskirche mitten in Lahnstein zu feiern. Martin stehe fürs Teilen und für Fürsorge. Das passe zur Caritas. „Leben gewinnt, wenn wir es teilen. Leben wächst, wenn wir es teilen. Leben geht nach vorne und hat Zukunft, wenn wir es teilen“, so der Bischof. 

Zeit für Übernahme von Verantwortung und Veränderung

Bätzing ist davon überzeugt, dass der Caritas mit Blick auf nationale und globale Herausforderungen eine wichtige und tragende Rolle zukomme. Viel zu lange habe man sorglos gelebt und auf alle Mahnungen mit einer gehörigen Portion Selbstsicherheit reagiert. Der erlebbare Klimawandel oder auch der Krieg in der Ukraine machten jedoch deutlich, dass es ein Umdenken und eine andere Übernahme von Verantwortung für die Krisenbewältigung brauche. „Ich gebe zu, dass ich in diesem Jahr aus mancher Sorglosigkeit und Sicherheit hart aufgewacht bin. Wir müssen sehen, dass wir in unserer Gesellschaft zusammenstehen und uns nicht in Egoismus und Selbstbezogenheit verlieren“, sagte der Bischof. Es müsse prioritär darum gehen, Verantwortung zu übernehmen und sich für mehr Gerechtigkeit einzusetzen. Dies lehre auch das Beispiel Jesu. Der Sohn Gottes sei kein Sozialromantiker gewesen, der Reichtum prinzipiell abgelehnt habe. Die vielen Gleichnisse der Heiligen Schrift, aber auch die Grundprinzipien der christlichen Soziallehre, machten vielmehr deutlich, dass Reichtum und Eigentum in die Übernahme von Verantwortung und in eine soziale Pflicht führe. „Für Gerechtigkeit muss man schon jetzt etwas tun. Nur wenn wir Verantwortung für unser Leben und Handeln übernehmen, kann eine neue Zeit anbrechen. Jetzt ist die Zeit dafür aufzustehen und etwas zu verändern. Wir haben es in der Hand“, so Bätzing.

 

"Lasst uns umdenken"

Auch wenn es nicht populär sei, müsse man zur Erkenntnis kommen, dass es ein permanentes Größer, Höher, Schneller, Weiter nicht geben könne. „Wir kommen an Punkte in unserem persönlichen und gesellschaftlichen Leben, an denen wir erkennen, dass es Grenzen gibt und wir aufhören müssen“, sagte Bätzing und blickte auch auf die notwendigen Einsparungen, die es angesichts der Energiepreiskrise und des Kriegs in der Ukraine geben müsse. Viel zu lang habe man von der „billigen“ Energie profitiert und sich von Glamour und Spotlights einer schillernden Welt ablenken lassen. „Lasst uns umdenken“, rief der Bischof der Gottesdienstgemeinschaft zu und lud dazu ein, auf das zu schauen, was wirklich Licht in Zeiten der Dunkelheit bringt. Der Glaube, das Beispiel Jesu, das Evangelium und das Lebenszeugnis vieler Heiliger böten dafür Anknüpfungspunkte.   

Das Umdenken sei absolut notwendig, denn ein Blick auf Satellitenbilder der Erde zeige, wie viel Dunkelheit und Armut und wie wenig Licht und Wohlstand es in der Welt gebe. „Im Dunkel der Welt hat Caritas ihren Ort“, sagte der Bischof. Die Caritas decke auf, was Unrecht in der Welt ist. Sie prangere die schrägen Verhältnisse in der Gesellschaft an. „Caritas geht hinein in die Ungerechtigkeiten und verbindet das Engagement vieler mit der Not vieler zur Not-Wendigkeit, damit Leben wieder möglich wird“, so Bätzing. Dadurch verändere Caritas und zeige auf, womit aufzuhören sei, um mehr Gerechtigkeit und mehr Teilhabe für alle zu ermöglichen. „Rütteln Sie uns wach. Zeigen Sie uns, was wir tun können, damit alle Menschen wirkliche Lebenschancen haben“, ermutigte der Bischof. 

Einweihung der Kapelle im Altenzentrum St. Martin

Neben dem 125. Geburtstag der Caritas gab es einen weiteren Grund zum Feiern in Lahnstein. Bischof Georg segnete die neue Kapelle im Altenzentrum St. Martin direkt neben der Kirche ein. Die Einrichtung wurde in den vergangenen Jahren generalsaniert und setzt ein innovatives Konzept um. Mitten in der Stadt beherbergt sie unter einem Dach unter anderem das Altenzentrum und eine Kindertagesstätte. „Es ist gut, dass es ein solches Haus und ein solches Konzept mitten in der Stadt gibt. Und es ist gut, dass es mitten im Haus nun die Kapelle gibt“, sagte der Bischof. Die Kapelle sei ein Ort, wo man seine Sorgen lassen könne und an dem man erfahre, dass Gott einem nahe ist, er einen kenne und trage. Bätzing dankte allen, die zum Entstehen des Hauses und zur Gestaltung der Kapelle beigetragen haben. 

Weitere Informationen zum 125-jährigen Jubiläum und zur Arbeit der Caritas im Bistum Limburg finden Sie unter www.caritas125.de. 

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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