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FRANKFURT, 07.07.2023

Was braucht das kirchliche Personal der Zukunft?

An der Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen startet im Wintersemester 2023/2024 der neue Bachelorstudiengang „Kirchliche Praxis in säkularer Gesellschaft“. Hochschulrektor Prof. Thomas Meckel erklärt im Interview, warum es für das Konzept wichtig war, den neuen Studiengang berufsbegleitend anzulegen.

An der Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen startet im Wintersemester 2023/2024 der neue Bachelorstudiengang „Kirchliche Praxis in säkularer Gesellschaft“. Hochschulrektor Prof. Thomas Meckel erklärt im Interview, warum es für das Konzept wichtig war, den neuen Studiengang berufsbegleitend anzulegen. Eine Immatrikulation ist bis 25. September möglich. Das Interview führte Vincent Jünger.

Wie kam es zu der Entwicklung des Studiengangs  und welche Zielgruppen wollen Sie mit dem Studiengang erreichen?

Der Studiengang antwortet mit seiner berufsbegleitenden Konzeption auf die kirchliche Situation beziehungsweise die Situation kirchlichen Personals, da sich immer mehr Personen, die schon ein Berufsleben hinter sich haben, für eine Tätigkeit in der Kirche entscheiden. Daher haben wir den Studiengang berufsbegleitend konzipiert. Er antwortet aber auch auf die Situation, dass es immer mehr Nicht-TheologInnen im kirchlichen Dienst gibt, die sich theologisch weiter- und fortbilden möchten.

Vor dem Hintergrund, dass TheologInnen und Nicht-TheologInnen jetzt und auch in der Zukunft verstärkt zusammenarbeiten, zeigt sich schon in der Konzeption des Studiengangs, dass die Zusammenarbeit und Kooperation verschiedener Berufsgruppen im Studiengang bereits immanent angelegt ist. Durch den Studiengang ist es gelungen, dass an der Hochschule Sankt Georgen alle pastorale Berufe gemeinsam ausgebildet werden (Priester, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten).

Mit dem Studiengang ist dreierlei verbunden: Erstens qualifiziert der Bachelorstudiengang für den pastoralen Beruf der GemeindereferentInnen und Gemeindereferenten. Zweitens ermöglicht er einen Bachelorabschluss für Nicht-TheologInnen und Nicht-TheologInnen. Drittens lassen sich einzelne Dimensionen des Studiengangs in Form von Zertifikatsstudien belegen.

In welchen Dimensionen kann man den Studiengang denn studieren? Wie kam es zur Erarbeitung der einzelnen Dimensionen?

In den Gesprächen mit den Trägerdiözesen stand zum einen die Frage auf: Was braucht das kirchliche Personal der Zukunft? Wir haben zum anderen geschaut, welche theologischen Kompetenzen werden in der Zukunft benötigt und welche Elemente der Profilierung der Hochschule Sankt Georgen den Studiengang mitprägen.

So gibt es eine Einführungsphase mit einer Einführung in den christlichen Glauben in Kooperation mit dem Berufungscampus, sowie einer Einführung in die Theologie unter den verschiedenen Dimensionen des Glaubens „Erinnern“, „Denken“, „Handeln“ und „Feiern“. Diese Einführungsphase dauert zwei Semester und sie kann auch als theologisches Orientierungsjahr im Sinne eines „Theologicums“ studiert werden. Die anderen Dimensionen der Vertiefungsphase sind in zwei beziehungweise drei Semestern studierbar und können auch als einzelnes Zertifikat studiert werden, sodass auch theologisch Interessierte, zum Beispiel Ehrenamtliche, einzelne Dimensionen wie das theologische Orientierungsjahr studieren können.

Zu den Profilelementen der Hochschule gehört zum Beispiel die Kenntnis des interreligiösen Dialogs und eine entsprechende Sprachfähigkeit. So stellt der interkulturelle und der interreligiöse Dialog eine Dimension des Studiengangs dar. An der Hochschule gibt es den Stiftungslehrstuhl „Katholische Theologie im Angesicht des Islam“, dessen Ziel darin liegt, einen auch über die Hochschule hinaus wirksamen Lehr- und Forschungszusammenhang aufzubauen, der Ansätze katholischer Theologie im Angesicht des Islam fortentwickelt. Auf dem Campus befinden sich zudem das Institut für Weltkirche und Mission sowie CIBEDO, die Fachstelle der Deutschen Bischofskonferenz mit der Aufgabe, den interreligiösen Dialog zwischen Christentum und Islam zu fördern, mit denen wir in dieser Dimension der Vertiefungsphase kooperieren.

Die Kirche ist auch in der säkularen Gesellschaft eine Akteurin im sozial-caritativen Bereich und erhebt ihre Stimme zu Fragen der Gerechtigkeit. Für die Sprachfähigkeit in der säkularen Gesellschaft ist es zudem von großer Bedeutung, wie adressatenorientierte religiöse Kommunikation gelingen kann. Deswegen kann im Studiengang auch ein Zertifikat in der Sozialen / Gesellschaftlichen Dimension erworben werden, in der unter anderem diese Inhalte behandelt werden.

In der aktuellen kirchlichen Situation stellt sich die Frage der gegenwärtigen und zukünftigen Kirchenentwicklung. Deswegen widmet sich der Studiengang in einer eigenen Dimension der Frage der Kirche in der säkularen Gesellschaft, der Frage von neuen kirchlichen Orten für das Wirken der Kirche sowie zukunftsträchtiger Konzepte der Kirchenentwicklung.

Warum sollten Studierende sich in Sankt Georgen in den Studiengang „Kirchliche Praxis in säkularer Gesellschaft“ immatrikulieren?

Zum einen aufgrund der verschiedenen Dimensionen des Studiengangs, weil in diesen aktuelle kirchliche und gesellschaftliche Fragen behandelt werden. Zum anderen, weil Sankt Georgen als kirchliche Ordenshochschule nicht nur in der Theorie des Leitbildes der Hochschule die Verknüpfung von Spiritualität und Wissenschaft verwirklicht, sondern auch in der Praxis und im Alltagsleben. Die Hochschule Sankt Georgen ist als Jesuitenhochschule auf dem Campus eng verknüpft mit dem Berufungscampus, dem Priesterseminar, dem Mentorat für geistliche Berufe sowie der Kommunität der Jesuiten.

So enthält der neue Studiengang auch Module, die die Existentielle / Spirituelle Dimension ausmachen, in denen wir verschiedenen Fragen nachgehen, wie beispielsweise: Welche Formen zeitgenössischer Spiritualität gibt es? Was meint Berufung? Was ist meine Aufgabe als Christ in der säkularen Gesellschaft?

Welche weiteren Besonderheiten machen das Profil des Studiengangs aus?

Die Antwort auf diese Frage hängt mit der Konzeptionsgeschichte des Studiengangs zusammen, denn wir haben im Rahmen der Studiengangsentwicklung nicht einfach eine Ableitung aus bestehenden Studiengängen konstruiert, sondern einen Studiengang mit genuin eigenständigen Lehrveranstaltungen, die für das berufsbegleitende Studium neu konzipiert wurden.

Zudem haben wir darauf geachtet, dass Module nicht einfach aneinandergereiht werden, sondern der Studiengang sich nach den eben genannten Dimensionen strukturiert. Da es sich um eine grundständige Konzeption handelt, die sich nicht aus anderen Studiengänge der Hochschule ableitet, haben wir in der Konzeption darauf geachtet, dass an verschiedensten Themen interdisziplinär gearbeitet wird. So sind die Module in der Regel interdisziplinär verschränkt, ohne nur die Perspektive eines einzelnen theologischen Fachs einzunehmen.

im Studiengang ist ein eigenes Modul zu Praxis und Praxisreflexion vorgesehen, in denen praktische Erfahrungen in Bildungseinrichtungen und an pastoralen Orten gesammelt und reflektiert werden. Uns war es besonders wichtig, Praxis und Theorie schon in der Studienphase miteinander zu verbinden. So enthalten einige Module Praxiselemente.

Wie kann man sich die berufsbegleitende Konzeption des Studiengangs konkret vorstellen?

Zum Anfang und zum Ende jedes Semesters wird es Präsenzphasen geben und ansonsten ist die Lehre digital organisiert. Diese Präsenzphasen ermöglichen die Begegnung zwischen den Studierenden der verschiedenen pastoralen Berufe. Dem trägt der Studiengang auch in seinen Prüfungsformen insbesondere durch lehrveranstaltungsbegleitende Formate Rechnung. Berufsbegleitend ist der Studiengang auf acht Semester angelegt, wer es schneller abschließen will, hat dazu die Möglichkeit.

Wann startet der Studiengang und wohin kann man sich wenden, wenn man an weiteren Informationen interessiert ist?

Der Studiengang wird im Wintersemester 2023/2024 starten. Immatrikulationen in den Studiengang sind ab dem 1. Juli 2023 bis zum 25. September 2023 möglich. Weitere Informationen finden sich auf der Webseite des Studiengangs www.kirchliche-praxis.de.

Prof. Dr. Thomas Meckel

Thomas Meckel ist Inhaber des Lehrstuhls für Kirchenrecht, Religionsrecht und kirchliche Rechtsgeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Theologische Grundlegung des Kirchenrechts, kirchliches Verfassungsrecht, Verkündigungsrecht, Sakramentenrecht, Staatskirchenrecht bzw. Religionsrecht, rechtliche Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten des schulischen Religionsunterrichts. Er ist außerdem Mitherausgeber des vierbändigen Lexikons für Kirchen und Religionsrechts (LKRR).

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