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LIMBURG, 29.06.2023

Generalvikar in herausfordernden Zeiten

Das Bistum Limburg hat das Hochfest Peter und Paul am 29. Juni genutzt, um Domkapitular Wolfgang Rösch als Generalvikar zu verabschieden.

Das Bistum Limburg hat das Hochfest Peter und Paul am 29. Juni genutzt, um Domkapitular Wolfgang Rösch als Generalvikar zu verabschieden. Vor zwei Monaten hatte der 63-jährige Theologe seinen Amtsverzicht angeboten. Er zog damit persönliche Konsequenzen aus einem fehlerhaften Umgang im Jahr 2015 mit Vorwürfen übergriffigen Verhaltens gegen einen Priester des Bistums. Zum 1. September wird Rösch die Pfarrverwaltung der Pfarrei St. Laurentius Nentershausen im Westerwald übernehmen.

Bischof Dr. Georg Bätzing dankte Rösch für seinen Dienst und machte deutlich, dass sich das Bistum seit Jahren um einen strukturell unterstützten Kulturwandel im Umgang mit Macht einsetze. Mit dem MHG-Folgeprojekt „Betroffene hören – Missbrauch verhindern“ seien strukturelle Maßnahmen zur Vermeidung sexualisierter Gewalt identifiziert und würden konsequent implementiert. „Wenn wir es mit diesem Kulturwandel ernst meinen, dann bedeutet das auch die Bereitschaft, persönliche Konsequenzen zu ziehen“, so Bätzing.

 

Vertrauen neu aufgebaut

Gut zehn Jahre war Wolfgang Rösch Ständiger Vertreter des Apostolischen Administrators und  Generalvikar im Bistum Limburg. Er übernahm das Amt in einer sehr schwierigen, krisenhaften Situation. „Es zeugt von Mut und Gottvertrauen und einer tiefen Verbundenheit mit dem Heimatbistum, sich dieser Herausforderung zu stellen“, lobte der Bischof. Damals sei viel Vertrauen im Bistum zerstört gewesen. „Wer Vertrauen neu aufbauen und Brücken über aufgeworfene Gräben neu spannen will, der muss hart arbeiten, menschlich stabil gebaut und erheblich frustrationstolerant sein“, sagte Bätzing. Verlorenes Vertrauen lasse sich nicht zurückgewinnen. Man könne es nur nach vorne hin mit Transparenz, Dialog, der Mitwirkung vieler und dem entschiedenen Willen, verletzende Strukturen zu überwinden, neu aufbauen. „Der Weg zu einer neuen Kultur des Miteinanders und die Arbeit dafür verlangt Beharrlichkeit, Geduld und vor allem, sich selbst als Amtsträger immer wieder zurücknehmen zu können und korrigieren zu lassen. Diese erkennbaren Eigenschaften schätze ich an Wolfgang Rösch“, sagte Bätzing.

Verlässlich und hochloyal

In den vergangenen sieben Jahren seien im Bistum einige Veränderungsprozesse angestoßen oder aufgegriffen worden. Rösch habe diese im Zusammenwirken mit Bischof Bätzing und vielen hoch motivierten Menschen gestaltet. Dem Bischof sei er dabei immer ein zuverlässiger, hochloyaler und der engste Mitarbeiter gewesen. „Du bist einer, auf dessen Stärken ich setzen darf und der seinerseits um seine persönlichen Schwächen weiß, sie aussprechen und auch darüber lachen kann“, so Bätzing.

Domkapitular Rösch nutzte die Verabschiedung, um den Mitarbeitenden des Bischöflichen Ordinariats für die gute Zusammenarbeit im vergangenen Jahrzehnt zu danken. „Es war für mich sehr bereichernd, die vielen Kompetenzen und Charismen, Kreativität, hohes Engagement zu erleben und gemeinsam gestalten zu können. Das hat richtig Spaß gemacht“, sagte Rösch. Die Herausforderungen in Bistum und in der Kirche seien groß. „Mir hat es immer Freude gemacht, gute Ideen und Menschen, die verschiedenes gut können, zusammenzubringen und mit ihnen Ideen zu entwickeln“, sagte Rösch und dankte auch für das große Vertrauen, das ihm immer wieder entgegengebracht wurde. Er bat auch um Verzeihung, weil er in den vergangenen zehn Jahren sicherlich nicht allen Situationen gerecht geworden sei und sich Menschen von ihm nicht ernstgenommen fühlten.

Wirklich auf Betroffene hören

Rösch sprach vor den Mitarbeitenden auch über die Gründe für die persönlichen Konsequenzen, die er gezogen und die ihn zum Amtsverzicht bewogen haben. „Es gibt eine große Lernkurve bei mir im Zusammenhang mit der Aufarbeitung und dem Umgang mit sexuellem Missbrauch“, erklärte der Domkapitular. Ihm sei viel klarer geworden, was es bedeute, die Institution nicht zu schützen, sondern von den Menschen, von den Betroffenen und Anvertrauten her zu denken und ihnen Gehör zu verschaffen. „Ich habe gelernt, was es bedeutet, wirklich auf Betroffene zu hören und nicht das zu verstehen, was man hören möchte“, so Rösch. Er sei wirklich stolz auf das, was an Standards im Bistum eingeführt und etabliert worden sei. Beispielhaft benannte er den Interventions- und Beraterkreis, neue Verordnungen und eine systematische Prävention. Dies alles helfe, Missbrauch zu verhindern. Diesen Standard nehme er ernst und wollte er schützen. Auch deshalb habe er Konsequenzen gezogen.

Der Bischöflichen Verwaltung wünschte Rösch Mut zur Transformation und eine Kultur des offenen Wortes.

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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