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KÖNIGSTEIN KELKHEIM, 21.03.2023

Herzliches Interesse im kalten Land

Misereor-Gast Sr. Perline aus Madagaskar war drei Tage im Bistum Limburg unterwegs mit Schwerpunkt im Taunus. Sie und ihre Gastgeber haben den Besuch als bereichernd erlebt. Mehr dazu im Interview.

Im Rahmen der diesjährigen Fastenaktion von Misereor unter dem Motto "Frau. Macht. Veränderung" war vom 16. bis 18. März die Ordensschwester Perline Soamanambina als Gast im Bistum Limburg unterwegs. Welche Erfahrungen damit verbunden waren und welchen Hintergrund der Besuch hat, berichten im Interview missio-Referentin Jacqueline Schlesinger-Albert und Fabian Bocklage, Bezirksreferent Hochtaunus.

Wie hat Sr. Perline den Besuch hier erlebt?

Schlesinger-Albert: Wo immer sie hingekommen ist, haben sich die Leute auf ihr Kommen gefreut und waren sehr interessiert. Das war für sie eine schöne Erfahrung. Überall in unserem Bistum ist sie herzlich aufgenommen worden. Das hatte sie nach eigenem Bekunden „in einem so kalten Land“ nicht erwartet. Ihre Vermutung war, dass die Menschen hier mehr Zuhause sind und unter sich bleiben. Deutschland war ihr übrigens nicht ganz fremd, weil sie in Straßburg studiert hat und damals schon manchmal über die Grenze gefahren ist.

Wo war sie im Bistum Limburg unterwegs?

Schlesinger-Albert: Sie war in den beiden katholischen Schulen in Königstein, im Weltladen in Oberursel und zum Brunch im Familiencafé Franziskuss in Kelkheim. In der Kirche St. Bonifatius in Hochheim war sie abends zu Gast im Vorabendgottesdienst. Dass sie dort am Samstagabend predigen durfte, hat ihr sehr gut gefallen. Insgesamt hat sie sich sehr dankbar dafür gezeigt, dass alles so gut vorbereitet und organisiert war. In den verschiedenen Settings konnte sie von ihrem Projekt erzählen und überall haben ihr die vielen interessierten Nachfragen gezeigt, dass die Leute wirklich Anteil genommen haben.

Was waren denn ihre Highlights?

Schlesinger-Albert: Besonders bereichernd waren für sie die Begegnungen mit den Kindern und Jugendlichen an den Schulen und im Familiencafé. Die Kinder haben spannende Fragen gestellt und waren sehr klar. Sr. Perline hat hervorgehoben, wie sehr sie vom Engagement der Kinder und Jugendlichen im Rahmen der Solidaritätsaktion beeindruckt ist. Es ist ihr aufgefallen, dass es besonders bei den Jugendlichen eine starke Affinität für Menschen in anderen Ländern gibt, für die sie sich mit klaren Zielen einsetzen. Sie nimmt viele gute Erinnerungen mit, für die sie sehr dankbar ist.

Wie sieht Ihr Resümee von Seiten der Bezirke Hochtaunus und Main-Taunus aus?

Fabian Bocklage: Die Tage mit Schwester Perline aus Madagaskar waren für alle Beteiligten eine große Bereicherung. Mit ihrer Ruhe und ihrer großen Lebensfreude hat sie bei ihren Schulbesuchen die Schülerinnen und Schüler für die Gesamtaktion von Misereor begeistert. Ihre Schilderungen der Arbeit von Vozama haben auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Familienvormittags in Kelkheim und der Vortragsveranstaltung im Weltladen in Oberursel regelrecht in Bann gezogen. Der Dolmetscherin Katharina Helmer sind wir dankbar für die gute Zusammenarbeit.

Nichts geht über die persönliche Begegnung mit Menschen, die sich mit Leidenschaft für andere engagieren und authentisch erzählen können.

Worum ging es inhaltlich bei dem Besuch?

Schlesinger-Albert: Sr. Perline hat hier bei uns und in einigen weiteren deutschen Bistümern das Projekt Vozama vorgestellt. Vozama ist eine Partnerorganisation von Misereor in Madagaskar, die die Dörfer auf dem Land dabei unterstützt, eigene Schulen zu errichten. Den Kindern werden dort zwei Jahre lang die wichtigsten Grundlagen beigebracht: Lesen, Schreiben, Rechnen und auch praktische Dinge über ihre Umwelt und die Landwirtschaft. Die Bevölkerung Madagaskars besteht zur Hälfte aus Kindern, vier Millionen von ihnen sind im Grundschulalter. Doch viele können nicht zur Schule gehen, weil der Weg zu weit und zu gefährlich ist. Vor allem auf dem Land gibt es viel zu wenige öffentliche Schulen.

Was zeichnet aus Ihrer Sicht solche Besuche aus?

Schlesinger-Albert: Wir leben zwar in einer globalisierten Welt und wissen heute viel mehr über die Lebenssituation von Menschen an anderen Orten. Die Welt kommt sozusagen über die Medien täglich ins Haus. Aber nichts geht über die persönliche Begegnung mit Menschen, die sich mit Leidenschaft für andere engagieren und authentisch erzählen können. Außerdem tragen sie eine positive Botschaft: Während der Fokus der Medien oft auf Leid und Katastrophen liegt, erzählen die Gäste von den zahlreichen Initiativen, in denen Menschen mit manchmal nur kleinsten Mitteln das Leben der Mitmenschen zum Positiven hin verändern möchten. In den Erzählungen gibt es um Hoffnung und den Blick nach vorne, um Empowerment und starke Persönlichkeiten, die sich nicht abfinden mit der Situation, wie sie ist, sondern eine Vision von einer besseren Zukunft haben. Das macht Mut und ich bin persönlich dankbar, dass ich schon einige  bewundernswerte Menschen kennenlernen durfte.

Zur Person: Schwester Perline hat Hochschulabschlüsse der Universität Straßburg in den Fächern Soziologie und Erziehungswissenschaften. Sie arbeitete als Primarschullehrerin, pädagogische Ausbilderin und Schulleiterin. Seit Oktober 2018 ist sie die regionale Leiterin der Nichtregierungsorganisation (NGO) Vozama Fianarantsoa.

Am fünften Fastensonntag, 26. März, werden in allen katholischen Kirchengemeinden Deutschlands für die Arbeit von Misereor Spenden gesammelt. Eine Online-Spende ist hier möglich.

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