LIMBURG, 15.09.2023
Das sind wir den Betroffenen schuldig
Der Kampf gegen sexuellen Missbrauch im Bistum Limburg geht weiter. „Wir werden weiter daran arbeiten, die systemischen Faktoren, die sexuellen Missbrauch in der Kirche begünstigen, abzubauen und die Maßnahmen, die uns Expertinnen und Experten vorgeschlagen haben, umzusetzen. Das verspreche ich Ihnen als Bischof von Limburg. Das sind wir den Betroffenen schuldig“, sagte Bischof Dr. Georg Bätzing am Donnerstag, 14. September, in Limburg.
Er erneuerte damit sein Versprechen, das er im Juni 2019 in der Paulskirche bei der Übergabe des Projektberichtes „Betroffene hören – Missbrauch verhindern im Bistum Limburg“ Betroffenen und der Öffentlichkeit gegeben hatte. Mit dem Projekt arbeitete die Diözese sexuellen Missbrauch historisch und juristisch auf, stellte sich aber auch systemischen Fragen. Insgesamt 70 Expertinnen und Experten schlugen dem Bistum insgesamt 64 Maßnahmen vor, die dazu beitragen sollen, sexuellen Missbrauch bestmöglich zu verhindern und Betroffenen Gehör zu verschaffen. Drei Jahre später sind diese Maßnahmen weitestgehend umgesetzt. Zum Projektende kamen Verantwortliche und Mitwirkende im Limburger Bischofshaus zusammen.
In der Spur bleiben
„Die Maßnahmen und Empfehlungen aus unserem Projekt sind die Basis für einen Kulturwandel, den es im Bistum Limburg gibt und geben wird“, so der Bischof. Diese Arbeit an einem Kulturwandel sei nicht einfach beendet, sondern müsse kontinuierlich weiter geleistet werden. „Wir müssen in der Spur bleiben. Wir müssen uns an das Leid, das Menschen in der Kirche erfahren haben, erinnern. Wir müssen uns unbequemen Themen stellen und wir müssen uns verlässlich darum kümmern, uns und unsere Strukturen immer und immer wieder zu verbessern“, sagte Bätzing.
So wie der Kampf gegen sexuellen Missbrauch nicht einfach beendet werden darf und kann endet das Leid der Betroffenen nicht einfach irgendwann. „Die Auseinandersetzung mit dem Erlebten hört nicht einfach auf. Es ist auch nicht einfach irgendwann alles wieder gut“, machte Martin Schmitz deutlich. Er wurde im Alter von zehn Jahren als Ministrant von einem Geistlichen im Bistum Münster missbraucht. Jahrzehnte später hat er sein Leid und seine Erlebnisse öffentlich gemacht, auch um Betroffenen Mut zu machen, ihr Schweigen zu brechen. Im Limburger Bischofshaus las er aus seinem Buch „Der dunkle Hirte“ und ließ den Zuhörenden so gegenwärtig werden, wie tief Missbrauch sich in die Seele einbrennt und was er an Gutem zerstört.
Betroffene zeigen Gesicht
Betroffene hören. Wie wichtig das ist, berichtete auch Claudia Schmidt. Auch sie hat als Kind Missbrauch durch einen Priester erlitten und sich entschieden dieses Leid öffentlich zu machen. Sie wirkt im Betroffenenbeirat der Bistümer Limburg und Mainz und in der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Limburg mit. Sie berichtete, wie der Missbrauch ihr Leben Tag für Tag beeinflusst und wie sich die Gesellschaft schwer im Umgang mit Betroffenen tut.
Claudia Schmidt ist zudem ein Gesicht der berührenden Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“, die noch bis Donnerstag, 28. September, in der Michaelskapelle neben dem Limburger Dom zu sehen ist. Statt trockener zahlen und Fakten, wie sie in Aufarbeitungsberichten benannt werden, zeigt die Fotoausstellung Gesichter und erzählt deren bewegende Einzelschicksale.
Bildergalerie
Die Ergebnisse der Umsetzungsphase finden sich im Internet unter sichersein.bistumlimburg.de. Die Ausstellung ist vom 15. bis 17. September von 10:45 bis 12.45 Uhr und von 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Zudem ist sie vom 22. bis 24. September von 10.30 bis 12.30 Uhr und von 15 bis 18 Uhr sowie am 27. und 28. September von 10.30 bis 12.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr zu besichtigen.