WIESBADEN, 27.09.2023
Die Kirche wartet auf Antworten auf drängende Fragen
Gespannt und hoffnungsvoll blickt Bischof Dr. Georg Bätzing auf die Weltsynode, die am Mittwoch, 4. Oktober, in Rom beginnt. „Für mich wird die Weltsynode in Rom die erste synodale Erfahrung auf der weltkirchlicher Ebene sein“, sagte der Bischof von Limburg und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz bei einem Pressegespräch am Mittwoch, 27. September, im Rahmen der Herbst-Vollversammlung im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod.
Bischof Bätzing freut sich auf die vier Wochen in Rom und auf die vielen Begegnungen. Deutschland sei mit einer starken Gruppe bei der Synode vertreten und werde die Spannbreiten an Erfahrungen im synodalen Miteinander in die Beratungen einbringen. „Mir ist wichtig, dass wir in Rom einander zuhören, uns gegenseitig verstehen und das vom Papst gewünschte Prinzip vom ‚Ich‘ zum ‚Wir‘ beherzigen“, so der Bischof. Es gehe bei der Weltsynode um eine Verantwortung aller Synodalen und er wünsche sich sehr, dass man dieses Prinzip der Communio in Rom entwickeln und erfahren werde. Er ist sehr auf die Stimmen aus allen Kontinenten gespannt und ihm sei klar, dass man auch mit ziemlicher Spannung auf das wartet, was die deutschen Synodalen als Perspektive einbrächten.
Sinn für das Ganze von Kirche
Die Synode befasse sich mit dem für Papst Franziskus so wichtigen Thema „Synodalität“. Für den Heiligen Vater seien das Evangelium und der Sinn für das Ganze der Kirche und zugleich Sinn der ganzen Kirche (Sensus ecclesiae) wichtige Bezugsgrößen. „Das Evangelium ist ihr einerseits zur Annahme als Frohe Botschaft und Richtschnur für das eigene Leben anvertraut, andererseits zur Verkündigung im Namen ihres Herrn Jesus Christus. Beide Aspekte sind untrennbar miteinander verwoben“, sagte Bätzing. Weil es dabei immer auch um die Gemeinschaft der Glaubenden gehe, die miteinander das Evangelium zu leben und weiterzutragen habe, sei es wichtig, dass sowohl die einzelnen Glaubenden als auch Gruppen, Verbände und Teilkirchen das Ganze der kirchlichen Gemeinschaft im Blick halten. Diesen Sinn für die Gesamtheit von Kirche gelte es bei den Fragen und Entscheidungen, die dieses Ganze der Kirche betreffen, zu berücksichtigen. Es dürfe nicht beim Reden und Hören bleiben, wenn das Ganze der Kirche gefragt sei und die Gemeinschaft aller wirklich sichtbar sein soll. „Die Kirche wartet – das haben die vorangehenden Phasen der Weltsynode auf nationaler und kontinentaler Ebene gezeigt – auf Bewegung und Antworten auf drängende Fragen“, so der Bischof.
Bätzing ist sich sicher, dass die Weltsynode ganz neue Bilder bringen und sich von allen bisherigen Synoden in Rom unterscheiden werde. Anders als bisher werde es beispielsweise runde Tische geben, die den Austausch fördern sollen. Zudem werde die Synode in der Audienzhalle tagen und nicht in St. Peter. Das Setting verpflichte zu einem neuen Stil. Dieser werde sich gerade dadurch auszeichnen, dass synodale Beratung auf weltkirchlicher Ebene unter struktureller Einbindung von Laien fortgeschrieben werde. „Daher hoffe ich, dass Laien nicht nur durch die Entscheidung des Papstes stimmberechtigt sind. Gerade hier sehe ich das von Franziskus eingebrachte Prinzip der Synodalität gefordert. Synodalität meint alle, das Wir, und nicht einen Einzigen“, sagte Bätzing.
Er hoffe sehr, dass im Hören deutlich werde, dass schon jetzt Kirche vielfältiger ist, als man das selbst aus der jeweiligen Perspektive wahrnehme. Teilkirchen gingen ganz unterschiedliche Wege in einem Geist. Wenn diese Erfahrungen miteinander geteilt würden, könne vielleicht auch die Angst kleiner werden, dass Vielfalt zu Brüchen führe. „Wenn wir die gewachsene Vielfalt als Reichtum annehmen, dann können wir ihr auch strukturell Raum geben“, so der Bischof. Eine synodale Kirche sei eine Kirche, die auch konkrete Strukturen des gemeinsamen Beratens und des Entscheidens auf der Grundlage dieses gemeinsamen Hörens ausbilde.
Hintergrund:
Aus Deutschland ernannte Papst Franziskus die Bischöfe Felix Genn (Münster) und Stefan Oster (Passau). Zudem hat er Kardinal Luis Francisco Kardinal Ladaria Ferrer SJ, den Präfekten des Dikasteriums für den Glauben, sowie dessen bereits ernannten Nachfolger Erzbischof Víctor Manuel Fernández und dessen Vorgänger, Kardinal Ludwig Müller, benannt. Luis Ladaria wird jedoch nicht teilnehmen. Als Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Renovabis wird der deutsche Priester Thomas Schwartz an der Synode teilnehmen. Aus dem deutschsprachigen Raum wurde auch die Schweizerin Helena Jeppesen-Spuhler vom Hilfswerk Fastenaktion ernannt. Prof. Thomas Söding, Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, wird als Experte ohne Stimmrecht an der Synode teilnehmen. Beide waren schon bei der europäischen Etappe der Weltsynode in Prag dabei.
Die Deutsche Bischofskonferenz hat als teilnehmende Bischöfe ihren Vorsitzenden Bischof Georg Bätzing (Limburg) sowie Bischof Bertram Meier (Augsburg) und Bischof Franz-Josef Overbeck (Essen) benannt.