DILLENBURG, 22.09.2023
Vielfalt auf dem Teller
In der Küche des Pfarrheims der Pfarrei zum Guten Hirten an der Dill in Dillenburg herrscht reges Treiben. Ein verlockender Duft von frischer Petersilie, Minze und Zwiebeln liegt in der Luft und verspricht eine kulinarische Reise in die Welt der orientalischen Aromen. Hier, mitten in Deutschland, wird an diesem Donnerstag, 21. September, die syrische Küche zelebriert. Bei dem Projekt „Aus den Töpfen dieser Welt“ der Pfarrei kochte jede Woche eine Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund landestypische Gerichte. Von ukrainisch-gefüllten Nudeln bis hin zu türkischem Kartoffelsalat – die Vielfalt der Gerichte spiegelt die Vielfalt der Menschen in der Stadt Dillenburg wider.
An diesem Donnerstag sind es Najlaa Al Jwabrah und weitere Frauen aus Syrien, die den Mittagstisch zubereiten. Mit ruhiger Hand und einem scharfen Messer schneidet Jwabrah frische Gurken in winzige Stücke. Sie sind für das Tabouleh bestimmt, der Petersiliensalat ist ein Klassiker der syrischen Küche. Ein großer, silberner Behälter steht schon bereit, in den sie die Stückchen schmeißt. Jwabrah lebt seit fünf Jahren in Deutschland und engagiert sich gerne in Dillenburg. „Neben Tabouleh gibt es heute gefüllte Weinblätter, Hummus und Kirchererbsen“, erzählt sie und zeigt dabei auf die bereits fertigen Speisen, die auf dem Servierwagen stehen.
Essen verbindet
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Der Raum ist erfüllt von fröhlichem Geplauder, aber auch von einer tiefen Konzentration auf die kulinarischen Aufgaben. Die Frauen teilen sich die Arbeit auf, als würden sie seit Jahren in dieser Küche zusammenarbeiten. Einen Raum weiter bereitet Pinar Özkorkmaz die Deko vor. Sie steckt Sonnenblumen in Vasen. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern ist seit sechs Jahren in Deutschland und hat durch das Projekt sogar einige Freundschaften geschlossen. „Man unterhält sich, fragt, was gekocht wurde, wie das Rezept ist und kommt so ganz leicht in Kontakt“, erzählt sie. „Alle Menschen müssen essen, das verbindet uns, egal, woher wir kommen“, so Özkorkmaz.
Das Projekt „Aus den Töpfen dieser Welt“ ist nicht nur eine Gelegenheit, die Vielfalt der internationalen Küche zu entdecken, sondern schlägt auch eine Brücke zwischen Kulturen und Menschen. Die Frauen aus Syrien teilen ihre Rezepte, aber auch ihre Geschichten, ihre Freude am Kochen und ihre Liebe zur Heimat. Und während die Vorbereitungen für das gemeinsame Essen in vollem Gange sind, baut Pastoralreferentin Bettina Tönnesen-Hoffmann draußen mit ihrer Kollegin die Bierzeltgarnituren auf, denn gegessen wird unter freiem Himmel, mitten auf dem Wilhelmsplatz in Dillenburg.
Viele Menschen aus verschiedenen Lebensreichen
„Wir rechnen heute mit ca. 60-80 Personen“, sagt Tönnesen-Hoffmann. Die Pastoralreferentin für Projekte im Bereich Kultur und Tourismus hat das Projekt ins Leben gerufen. „Wir haben hier in Dillenburg viele Menschen mit Migrationsgeschichte. Wir wollten gerne, dass sie uns an ihrer Kultur teilhaben lassen und das geht ganz einfach über das Essen", sagt sie. Das Projekt, das seit Anfang August angeboten wird, habe sich zu einer Anlaufstelle entwickelt, die von Menschen aus allen Lebensbereichen genutzt werde. An diesem Donnerstag sind ca. 70 Personen dabei: von Berufstätigen aus nahegelegenen Betrieben bis hin zu Familien oder zufällig vorbeikommenden Passantinnen und Passanten.
Familiengefühl in der Kleinstadt
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Das Buffet ist direkt neben der Treppe, die ins Pfarrheim führt, aufgebaut. Jede Frau gibt eine Speise auf den Teller und auch die Deko darf nicht fehlen: Ein Minzblatt auf dem Hummus, Zitronenscheiben neben dem Tabouleh. 2,50 Euro kostet das Mittagessen. Während die ersten schon an den Bierzeltgarnituren essen, wächst die Schlange an der Essensausgabe. „Das Essen schmeckt sehr lecker“, sagt Anne Weil, die zufällig beim Mittagstisch vorbeigekommen ist. Sie ist nicht die Einzige, die das Angebot schätzt. „Ich war schon mehrmals dabei und finde es toll, dass man sich hier kennenlernt. Ich habe jetzt schon Leute in der Stadt getroffen, die ich vom Mittagstisch kannte, und dann winkt man sich zu und spricht miteinander“, sagt Birgid Bauer aus Dillenburg. „Man ist sich nicht mehr fremd. Das ist dann hier in der Kleinstadt wie in einer kleinen Familie, und das ist schön", so Bauer.
Am Donnerstag, 28. September, findet der vorerst letzte Termin vom Mittagstisch statt. Im Oktober ist ein besonderes Dankesessen geplant, bei dem all diejenigen geehrt werden, die ihre Zeit und ihre kulinarischen Talente in das Projekt eingebracht haben.