Sinn/Werdorf, 20.04.2024
Vom Klangzaun bis zum Bienenfutterautomat
Paulina, 16, und Letizia, 17 Jahre, sitzen im Schneidersitz auf dem Boden der Umkleidekabine im Waldschwimmbad Sinn. Sie streichen gerade ein Stück Zaun weiß, während andere Jugendliche die Umkleidetüren in sattem gelb streichen. Im Hintergrund läuft Musik. „Ich habe gestern schon dabei geholfen, im Kinderbereich den Zaun rauszureißen, den wir jetzt gerade streichen“, erzählt Letizia. Später soll der frischgestrichene Zaun wieder um das Kinderbecken aufgestellt werden und von den Kindern als Musikwand genutzt werden, die unterschiedlich erklingt, wenn sie mit Stöcken darauf schlagen.
Paulina und Letizia gehören beide zum DPSG Stamm Barbarossa Wetzlar-Dom, von dem mehr als 50 Kinder und Jugendliche im Alter von vier bis 18 Jahren das Waldschwimmbad in Sinn neu gestalten. Die Aufgabe gehört zur 72-Stunden-Aktion vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Bis Sonntag, 21. März 2024, soll alles fertig sein. Während Paulina und Letizia in den Umkleiden streichen, wird draußen fleißig der Rasen gemäht und der Sandkasten erneuert. „Heute Morgen musste die älteste Gruppe schon um 7.30 Uhr hier sein und den Sand wegschippen, bevor die neue Umrandung kommt. Nach getaner Arbeit sind die Jugendlichen erst einmal eine Runde schwimmen gewesen – im 10 Grad kalten Außenschwimmbecken“, erzählt Eileen Kalesse, Stammesvorsitzende der DPSG Barbarossa Wetzlar-Dom. Gemeinsam mit Finn Kirschner hat sie die Bauleitung für das Projekt übernommen. „Wir koordinieren, treffen uns nachmittags und abends mit den Gruppenleitenden zum Briefing und schauen, was noch getan werden muss“, sagt sie. Zehn Gruppenleiterinnen und -leiter betreuen die Kinder und Jugendlichen während der Aktion, dazu kommt noch ein Küchenteam.
Das Waldschwimmbad Sinn wird vollständig von Ehrenamtlichen des Fördervereins Waldschwimmbad Sinn e.V. betrieben. Weitere Informationen gibt es unter waldschwimmbad-sinn.de.
Alle packen mit an
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Bei dem Projekt packen alle mit an. Einige Eltern sind zur Unterstützung dabei und greifen der Gruppe unter die Arme. Zwischendurch gehen einige Teilnehmenden mit einer kleinen Stärkung über das Gelände und verteilen Gummibärchen und Getränke. „Heute ist es ja zum Glück trocken, aber auch gestern bei dem strömenden Regen waren die Kinder und Jugendlichen total motiviert“, erzählt Kalesse. Die Aktion stärkt die Gemeinschaft der Gruppe, findet auch Letizia. „Ich mache hier mit, weil es zusammen einfach viel Spaß macht und wir gleichzeitig etwas Gutes tun“, sagt sie. Und die 16-Jährige Paulina ergänzt: „Am Ende sind wir stolz, wenn wir alles geschafft haben.“ Einen Tag haben sie noch Zeit.
Einige Kilometer weiter sind acht Jugendliche aus Aßlar-Ehringshausen auf dem Lernbauernhof „Junges Gemüse“ in Werdorf im Einsatz. Ihr Projekt während der 72-Stunden-Aktion: Stellt einen Bienenfutterautomaten auf, legt ein Staudenbeet an, befreit den Schaukasten vor dem Gelände von Wildwuchs und legt eine kreative Beschilderung an. An diesem Samstag ist für die Jugendlichen die größte Herausforderung, einen Baumstamm aus dem Staudenbeet zu holen, damit anschließend die Stauden eingesetzt werden können. Alle sind im Einsatz, schaufeln und sägen fleißig.
„Es ist schön, dass hier alle so motiviert mit anpacken. Auch gestern, als es so geregnet hat“, erzählt Pastoralreferent und Gruppenleiter Michael Dörsam. Doch ein wenig sind die Jugendlichen dann doch auf Hilfe von außen angewiesen: „Gerade haben wir einen Hilferuf an hr3 abgesendet, weil wir noch Stauden brauchen“, erzählt Dörsam. Melinda hat den Hilferuf per Sprachnachricht an den Radiosender geschickt. Gespannt stehen alle um das kleine Radio und warten darauf, dass er zu hören ist. Als es soweit ist, freut sich die Gruppe sehr.
Der Lernbauernhof „Junges Gemüse“ in Werdorf ist ein Ort, an dem Kinder und Erwachsene Gemüse und Gartenbau mit allen Sinnen erfahren können. Alle Infos dazu gibt es unter jungesgemuese.de.
Bienenfutter statt Kaugummis
Vor dem Lernbauernhof haben die Jugendlichen bereits einen Bienenfutterautomat aufgestellt. Er erstrahlt in kraftvollem Gelb und erinnert an einen Kaugummiautomat. „Und genauso funktioniert er auch“, erklärt Maira, 13 Jahre. „Man wirft 50 Cent ein, dreht dann an dem Hebel und dann kommt eine kleine Kapsel heraus“. In der Kapsel ist ein Erklärzettel und Samen, die man zuhause einpflanzen kann. Daraus wachsen dann Blumen für die Bienen.
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Die Projekte in Sinn und Werdorf sind zwei von insgesamt acht Projekten, die im Ko-Kreis Wetzlar während der 72-Stunden-Aktion umgesetzt werden. Infos und Fotos zu allen Projekten im Bistum Limburg gibt es online unter 72stunden.bistumlimburg.de.
72-Stunden-Aktion:
Die 72-Stunden-Aktion ist die bundesweite Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und seiner Jugendverbände. Vom 18. bis zum 21. April 2024 machen tausende Jugendgruppen mit ca. 100.000 Beteiligten in 72 Stunden die Welt ein Stück besser. Drei Tage lang werden dabei bundesweit unter dem Motto „Uns schickt der Himmel“ rund 2.600 soziale, politische und gesellschaftlich relevante Projekte umgesetzt. Dabei ist die Spanne der Projektmöglichkeiten groß: von der Sanierung eines Spielplatzes, über die Gestaltung eines Begegnungsfestes oder das Anlegen eines rollstuhlgerechten Hochbeetes im Pflegeheim bis hin zu vielen verschiedenen Projekten für Klimaschutz. Das Ziel ist es, das Bewusstsein für gesellschaftliche Themen zu schärfen, junge Menschen für soziales Engagement zu begeistern und positive Veränderungen in Städten und Gemeinden zu bewirken.
Im Bistum Limburg engagieren sich über 1.500 junge Menschen in mehr als 50 Gruppen und auch im Partnerbistum Alaminos auf den Philippinen werden fünf Projekte umgesetzt. Die Aktion erhält prominente Unterstützung: Der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing, der hessische Ministerpräsident Boris Rhein und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer haben die Schirmpatenschaft für die Sozialaktion in Hessen und Rheinland-Pfalz übernommen.