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Limburg, 12.12.2024

Mehr als Haut und Haare

„Der Wunsch, sich schön zu fühlen“: Darum ging es bei einer Podiumsdiskussion am Mittwochabend, 11. Dezember 2024, in der Jugendkirche Crossover.

Zu Gast waren Antonio Argentiero, Hair- und Make-up-Artist unter anderem bei der Fernsehshow Let’s Dance, Grundschullehrerin und Model Leila Burggraf sowie die Sexualpädagogin und Content Creatorin Dianne Dela Cruz. Moderiert wurde der Abend von Johannes Siebenmorgen, Leiter der Jugendkirche Crossover.

Sneakers statt High Heels

Die drei Gäste gaben Einblicke in ihre Berufe und die damit verbundenen Vorstellungen von Schönheit. Leila Burggraf kam vor vier Jahren durch Zufall zum Modeln. Ihr erster Job war bei einem Woll-Unternehmen. „Von der Visagistin bis zum Fotografen: Das ganze Team war toll und ich habe mich super wohl gefühlt“, erzählte Burggraf. Anschließend habe sie sich bei mehreren Modelagenturen beworben und erst einmal Absagen erhalten. „Das ist natürlich kein schönes Gefühl“, berichtete sie. Schließlich sei sie aber dann bei einer Agentur aufgenommen worden und hat seitdem unter anderem für Hyundai, Joyn oder Aldi gemodelt. Auch bei diesen Jobs habe sie sich immer wohl gefühlt. Sie berichtete jedoch auch von einer negativen Erfahrung: ein Casting für die Modebranche, bei dem sie sich in Unterwäsche vermessen lassen musste und eine Absage erhielt. „Ich stand da in Bikini und High Heels und fühlte mich super unwohl“, sagte Burggraf. Ihr Fokus beim Modeln liege mehr in der Werbe-, als in der Modebranche. Denn im kommerziellen Bereich werde Vielfalt gestärkt und geschätzt: „Hier kann ich so sein, wie ich bin – Sneakers statt High Heels, Lächeln statt starrem Blick.“ Zudem könne sie dort in verschiedene Rollen schlüpfen. „Ich war schon Verkäuferin, Mechatronikerin, Mutter“, sagte sie.

Ein Blick hinter die Kulissen

Antonio Argentiero, der einen Friseursalon in Limburg betreibt, betonte, wie wichtig es für ihn sei, die Individualität seiner Kundinnen und Kunden zu respektieren. „Jeder hat eine Geschichte und ein Päckchen zu tragen. Es geht darum, herauszufinden, was wirklich zu einem Menschen passt und nicht blind Modetrends zu folgen. Ich finde es besser, eher bei sich zu bleiben“, erklärte er. Der Fokus auf den eigenen Selbstwert sei entscheidend, um gesellschaftlichem Druck standzuhalten: „Je geringer mein Selbstwertgefühl, desto empfänglicher bin ich für äußere Meinungen.“ Zudem berichtete Argentiero von seinen Erfahrungen als Hair- & Make-up-Artist bei der Fernsehsendung Let’s Dance, die die Herausforderungen in der Branche verdeutlichten: „In einer Live-Sendung ist alles minutiös durchgetaktet – da gibt es keine zweite Chance. Wer nicht abliefert, muss gehen“, sagte er.

Wissen ist Macht

Sexualpädagogin Dianne Dela Cruz ist fünffache Mutter und TikTok-Creatorin. Sie begann ihre Social-Media-Karriere während der Pandemie mit sexualpädagogischen Videos. Die sozialen Medien seien aber alles andere als sozial. Sie kritisierte deren Einfluss, besonders auf junge Menschen. „Jugendliche werden mit unrealistischen Schönheitsidealen konfrontiert. Es ist schwer, sich von diesen Bildern zu lösen.“ Ein Grund dafür sei der Algorithmus von Instagram und vor allem TikTok. „Früher war es so: Ich konnte mir aussuchen, wer meine Freunde sind und bekam deren Inhalte angezeigt. TikTok und Instagram wissen dagegen: Du bist zum Beispiel 16 Jahre alt, männlich, hast diese Hobbies, also zeige ich dir diesen Content – das könnte dir gefallen. Die Jugendlichen sind den Bildern dann so ausgesetzt, dass es schwer ist, da wieder herauszukommen“, sagte Dela Cruz. Ihr Motto: „Wissen ist Macht, denn Wissen schützt“. Sie erklärte, wie wichtig es sei, Kindern die richtigen Begriffe für ihren Körper beizubringen und sie frühzeitig aufzuklären. Dela Cruz forderte regelmäßigen Sexualkundeunterricht, der auch emotionale Themen wie Beziehungen und Liebeskummer einschließen solle, um Kinder besser auf das Leben vorzubereiten.

Die Podiumsdiskussion rundete die Adventsaktion der Jugendkirche Crossover ab. Hier hatten Jugendgruppen und Schulklassen in der letzten Novemberwoche an verschiedenen Stationen Gelegenheit, Schönheitsideale kritisch zu hinterfragen und neue Perspektiven auf die Selbstwahrnehmung zu gewinnen.

 

Caroline Beese

Social Media-, Radio-, Online-Redakteurin der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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