Limburg, 05.11.2025
Glauben teilen – Menschen begleiten
Thiele: Herr Dörnemann, was bedeutet geistliche Begleitung für Sie persönlich?
Dörnemann: Es bedeutet für mich persönlich, jemanden auf seinem persönlichen Glaubensweg nicht zu führen, sondern zu begleiten. Das heißt, dass man sich monatlich trifft und seinem Gegenüber anbietet, einfach mal zuzuhören. Das beinhaltet auch, dass man zusammen den Monat resümiert und den eigenen Glaubensweg reflektiert. Dieser Austausch ist für beide Individuen sehr hilfreich.
Thiele: Was war Ihre persönliche Motivation am Ausbildungskurs zur Geistlichen Begleitung, der vom Institut für Spiritualität in Mainz angeboten wird, teilzunehmen?
Dörnemann: Ich war über zwei Jahrzehnte in der kirchlichen Verwaltung und im pastoralen Bereich tätig, war aber nie mit der menschlichen Seelsorge im engeren Sinne befasst. Der direkte seelsorgerische Kontakt mit anderen war ein Aspekt der Ausbildung, der mich sehr gereizt hat.
Thiele: Hat die Ausbildung ihren persönlichen Glauben beeinflusst?
Dörnemann: Auf jeden Fall! Ich glaube die Ausbildung hat mich auch als Mensch verändert. Stagnation ist Rückschritt. Wenn man sich auf seinem eigenen Glaubensweg nicht weiterentwickelt, dann hat man auch nichts zurückzugeben. Für mich war die Geistliche Begleitung eine Art Neuanfang, für den ich sehr dankbar bin.
Thiele: Gab es Herausforderungen im Laufe der Ausbildung?
Dörnemann: Für mich war die Frage wichtig: Wie kann ich Menschen in ihrer sexuellen Identität begleiten? Das war für mich persönlich eine Herausforderung. Wie spricht man über Themen wie „Beziehung“, „Rolle“ und „Identität“? Die wohl größte Herausforderung bei den Gesprächen ist wohl aber das Thema „Sexualität“. Es ist wichtig darüber zu sprechen, jedoch muss dies in sensibler Art und Weise geschehen.
Thiele: Warum glauben Sie, ist geistliche Begleitung gerade für junge Menschen heute wichtig?
Dörnemann: Ich denke die Geistliche Begleitung ist besonders für junge Menschen eine gute Möglichkeit, um in einem geschützten Raum über persönliche Anliegen und Lebensziele zu sprechen.
Dabei geht es nicht nur um theologische Themen: Jungen Menschen hilft es sich in Bezug auf Themen wie Beziehungen, Liebe oder auch in persönlichen Krisen an jemanden wenden zu können. Die Gespräche können daher sehr persönlich, teils sogar intim, sein, werden jedoch stets diskret behandelt.
Die Geistliche Begleitung ist ein hohes Gut der Kirche. Ich wünschte nur, es gäbe eine Bezeichnung, die jungen Erwachsenen einen besseren Eindruck darüber gibt und ihnen aufzeigt, dass sie hier die tolle Erfahrung machen können, auf ihrem Glaubensweg beschützt und begleitet zu werden.