Limburg, 02.11.2025
Totengedenken als Erwartungskultur
„Wenn Allerseelen auf einen Sonntag fällt, dann kommt das Gute zusammen“, sagte Bischof Bätzing in seiner Begrüßung. „Das Gedenken an den Tod und die Auferstehung unseres Herrn, das wir jede Woche feiern, und das Gedenken an unsere lieben Verstorbenen, denen wir über den Tod hinaus verbunden bleiben.“ Die ewige Ruhe sei ein Ausruhen nach vollbrachtem Werk und ein Licht, das den Weg in die Ewigkeit weise. „Das ist es, was wir für unsere Verstorbenen erbitten. Heute ganz besonders für Bischof Franz Kamphaus, dessen Jahrgedenken wir feiern.“ Bätzing erinnerte an das Requiem von Franz Kamphaus vor einem Jahr, das er als großes Dankeschön bezeichnete. Ein Dankeschön für die Dienste von Kamphaus als Bischof und darüber hinaus in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung in Aulhausen.
In seiner Predigt thematisierte Bätzing den Glauben an die Auferstehung der Toten. „Das Gedenken an die Verstorbenen ist für mich darum weit mehr als Erinnerungskultur, es ist Erwartungskultur“, sagte Bätzing. Nach dem Tod komme eine ganze Welt und dies sei wunderbar, sagte er. Einerseits habe die Vorstellung, sterben zu müssen, etwas Ernstes und Bedrückendes. Andererseits stellte Bätzing die Frage, ob die Vorstellung, nicht sterben zu müssen, nicht noch bedrückender sei. „Warum sollte dann ein Tag es wert sein, morgens früh aufzustehen und ihn anzupacken, wenn es einfach ewig so weiterginge? Viele Menschen haben sich mit der Perspektive abgefunden, dass es mit der Lebenszeit hier auf Erden sein Bewenden hat – und dass es damit auch gut ist. Darum gilt es, hier und jetzt sinnerfüllt zu leben“, sagte der Limburger Bischof. Dies bedeute aber keineswegs, dass alle in purem Hedonismus ihre Zeit auskosteten, sondern viele trotzdem verantwortungsvoll und zukunftssensibel lebten.
Der Tod ist keine endgültige Trennung
Im Glauben an die Auferstehung der Toten erklärte Bätzing, wie er sich die Begegnung mit Gott vorstellt. „Gott schauen, das stelle ich mir so vor: nicht langweilig, nein, atemberaubend; kein Stillstand, sondern pure Dynamik; nicht abgestandenes Einerlei, vielmehr großes Abenteuer; vor allem nicht leistungsorientiert und berechnend, sondern alles unverbraucht und gratis“, sagte der Bischof von Limburg. „Wenn wir die Gräber besuchen, für unsere Lieben beten und ihrer bei der heiligen Messe gedenken, dann sind das doch bereits Konsequenzen, weil wir glauben, dass der Tod uns nicht endgültig trennen kann und dass unsere Verstorbenen bereits die kommende Welt erreicht haben.“
Hintergrund: Allerseelen
Im November gedenken Katholikinnen und Katholiken rund um das Fest Allerseelen (2. November) ihrer Verstorbenen. In den Pfarreien finden rund um die Hochfeste Allerheiligen und Allerseelen Friedhofsgänge und Gräbersegnungen statt. Das Gedächtnis der Verstorbenen wurde schon früh gefeiert, es geht auf das Jahr 998 zurück, als Odilo, Abt der französischen Benediktinerabtei Cluny, das festliche Gedächtnis aller Verstorbenen für alle ihm unterstellten Klöster an diesem Tag anordnete. Von dort verbreitete es sich in der gesamten Kirche. Papst Benedikt XV. führte Allerseelen 1915 verbindlich als Hochfest für die Gesamtkirche ein.