Suchwort eingeben

Dernbach, 17.11.2025

Von Todeswünschen und Suizidassistenz

Wie geht man mit Todeswünschen und dem Wunsch nach Suizidassistenz um? Diesen existenziellen Fragen ist die Limburger Diözesanversammlung (DV) am Samstag, 15. November 2025, nachgegangen. Die gewählten Vertreterinnen und Vertreter der Katholikinnen und Katholiken im Bistum Limburg traf sich diesmal in Dernbach im Westerwald. Neben einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem ernsten Thema machte sich die DV auch miteinander auf einen geistlichen Weg.

Sterbewünsche verstehen - Menschen in Krisen nicht allein lassen


Zentraler Punkt der Sitzung war ein Impulsreferat von Dr. Petra Kutscheid, Leiterin Ethik der Katharina-Kasper-Gruppe. Hochprofessionell und gleichzeitig zutiefst menschlich führte die Medizinethikerin in ein komplexes gesellschaftliches Thema ein, das Ärztinnen, Pflegende, Angehörige, Seelsorgende und Ehrenamtliche immer häufiger herausfordert.

Kutscheid zeigte auf, dass Sterbe- und Todeswünsche häufig nicht Ausdruck eines eigentlichen Sterbenswillens seien, sondern Hilferufe aus Situationen von Überforderung, Angst, Schmerz oder Hoffnungslosigkeit. „Auf der Rückseite jedes Todeswunsches liegt ein Lebenswunsch“, machte sie deutlich. Menschen in Krisen bräuchten Zuwendung, Verlässlichkeit und Hilfe, um wieder Perspektiven entwickeln zu können.

Anhand eindrücklicher Fallbeispiele aus Medizin, Palliativversorgung und Ethikberatung erklärte sie, wie sich Todeswünsche äußern können, welche Motive dahinterstehen und welche Möglichkeiten es gibt, Menschen achtsam und professionell zu begleiten. Sie verwies auf Forschungsergebnisse, die zeigten, dass ernsthaftes Zuhören häufig zu einer deutlichen Entlastung führt: „Schon ein einziges gutes Gespräch kann den Todeswunsch bei vielen Betroffenen entscheidend verändern.“

Dabei gehe es nie darum, Wünsche zu bagatellisieren oder zu bewerten, betonte sie. Vielmehr müsse man verstehen, was ein Mensch ausdrücken will, welche Not dahintersteckt und welche Hilfen realistisch und wirksam sind. Dazu gehörten – je nach Situation – palliative Unterstützung, medizinische Behandlung, seelsorgliche Begleitung oder psychosoziale Hilfen.

Klare Haltung kirchlicher Einrichtungen


Kutscheid erläuterte außerdem das gemeinsame Positionspapier großer katholischer Träger in Deutschland. Dieses stellt klar, dass kirchliche Einrichtungen die Selbsttötung oder assistierten Suizid weder fördern noch begleiten können. Zugleich bekräftigt es den Auftrag, Menschen in Krisen nicht allein zu lassen, sondern ihnen Wege der Unterstützung und Hoffnung zu eröffnen.

„Wir stehen auf der Seite des Lebens – aber genauso auf der Seite der leidenden Menschen“, sagte Kutscheid. Der Schutz des Lebens gehe Hand in Hand mit der Verpflichtung zu Fürsorge, Zuwendung und professioneller Hilfe.

Austausch, Begegnungen und gemeinsamer Weg

Die Herbstversammlung der DV gab auch Gelegenheit das Hospiz in Dernbach sowie das Bildungszentrum für Gesundheit und Sozialberufe zu besichtigen. Mitarbeitende berichteten aus ihrer Praxis, zeigten Räume und gaben Einblicke in ihren Alltag. Viele Teilnehmende empfanden diese Begegnungen als besonders eindrücklich, weil sie das zuvor Gehörte konkret erfahrbar machten.

Die DV begab sich zudem gemeinsam auf eine kurze Etappe des neuen Katharina-Kasper-Pilgerwegs, der mit Impulsen begleitet wurde.

Stephan Schnelle

Pressesprecher

Zum Anfang der Seite springen