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Limburg, 01.07.2025

Aus dem Glauben handeln – Zukunft gestalten

Am Dienstag, 24. Juni 2025, fand mit mehr als 300 Teilnehmenden aus dem gesamten Bistum das zweite digitale Townhall-Meeting zum Strategieprozess und Haushaltssicherungskonzept statt. Die Leitung des Bistums informierte über den aktuellen Stand. Sie benannte offen die Herausforderungen und lud die Teilnehmenden ein, ihre Fragen und Themen in das Meeting einzubringen.

„Wir leben in Zeiten großer Veränderungen.“

In ihrer Begrüßung machte die bischöflich Bevollmächtigte, Prof. Dr. Hildegard Wustmans, den Ernst der Lage und die Gestaltungsverantwortung deutlich: „Wir leben in Zeiten großer Veränderungen. Dies gilt für die Welt, von der wir alle auch ein Teil sind, und das gilt auch für uns als Bistum Limburg. Diese Veränderungen gehen nicht spurlos an uns vorüber.“ Und weiter: „Es geht eben nicht nur darum, wie wir unsere Mittel einsetzen. Es geht eben auch darum, wie wir mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, nahe bei den Menschen sind und Kirche für die Menschen abbilden.“ Wustmans betonte die enge Verzahnung von Strategie und Haushalt und die Notwendigkeit, beide Prozesse inhaltlich miteinander zu verbinden.

„Wenn wir so weitermachen, wie wir es heute tun...“

Generalvikar Dr. Wolfgang Pax brachte es unmissverständlich auf den Punkt: „Wenn wir so weitermachen, wie wir es heute tun, werden wir in zehn Jahren 400 Millionen Euro ausgeben, aber nur 300 Millionen Euro Einnahmen haben.“ Er stellte fest, dass es ermutigend sei, dass sich die Gremien in breitem Konsens auf das sogenannte „Ambitionsniveau“ verständigt hätten – also die Zielmarke, in 10 Jahren ein Haushaltsdefizit von 101 Millionen Euro zu vermeiden. Mit einem anschaulichen Bild beschrieb er die Herausforderung: „Unser Haus ist leerer geworden. Es wird uns zu groß (…) Wir stehen (…) in einem Prozess, mit einem Drittel weniger Platz zukünftig in unserem Haus im Bistum Limburg auszukommen und noch immer einladend und gastfreundlich zu sein.“

Übergangslösung mit klaren Grenzen: Fünf zentrale Felder im Fokus

Generalvikar Pax erläuterte die geplante Vorgehensweise zur strukturellen Haushaltskonsolidierung. Im Zentrum stehen dabei fünf große Ausgabenbereiche, die nun systematisch auf Einsparpotenziale geprüft werden: „Wir haben den Bereich Ressourcen und Infrastruktur in Kooperation mit dem Personalbereich und der Unterstützung einer Beratungsgesellschaft beauftragt, fünf zentrale Ausgabefelder zu bearbeiten. Das sind die Verwaltung, der Kitabereich, Schule und Bildung, Seelsorge sowie Soziales und Caritas.“ Für diese Bereiche sollen mithilfe der vorliegenden Daten konkrete Szenarien entwickelt werden, wie sich Einsparziele über einen Zeitraum von zehn Jahren realisieren lassen.“ Ziel sei es, auf dieser Basis mit den Bereichsleitungen, den Regionalleitungen und den relevanten Gremien ins Gespräch zu kommen. Hierdurch sollen tragfähige und inhaltlich begründete Entscheidungen möglich werden. Pax betonte: „Wenn wir unser Ziel, in 10 Jahren einen ausgeglichenen Haushalt zu haben, erreichen wollen, dann brauchen wir einen Plan – auf Grundlage realistischer, inhaltlich nachvollziehbarer Szenarien.“

Für den Haushalt 2026 wurde angekündigt: „Wenn die Ausgaben höher sind als die Einnahmen, werden wir die Kürzungen über alle Bereiche gleichmäßig verteilen“ erläutert Pax. Dieser Sparschritt bedeutet eine pauschale Kürzung von ca. 3-4% in allen Bereichen des Bistumshaushaltes. Thomas Frings, Ökonom des Bistums, nannte diesen Schritt ein „probates Mittel“ – allerdings klar begrenzt: „Jegliche Form von Finanzierungslücke für den Haushalt '26 werden wir über diesen Sparschritt ausgleichen. Ich glaube, das ist eine wichtige Übung für uns, weil wir dann lernen, mit dem Thema Effizienz und Effizienzverbesserung gemeinsam umzugehen.“ Generalvikar Pax ergänzt: „Für die dauerhafte Planung ist die Positionierung klar: Wir wollen nicht mit dem Rasenmäher kürzen, sondern uns an inhaltlichen Leitlinien orientieren.“

Die Verbindung zwischen Haushaltssicherungskonzept und Strategie sieht dabei so aus:

Die Szenarien für die Ausgabenfelder (Verwaltung, Kita, Schule und Bildung, Seelsorge, Caritas und Soziales) werden ab Herbst anhand sogenannter strategischer Prüfkriterien bewertet: Dabei wird u.a. bewertet, ob diese auf das Leitbild einzahlen, die Glaubwürdigkeit, gesellschaftliche Relevanz, pastorale Wirksamkeit stärken und zukunftsfähig sind.

Bis zum zweiten Gremientag im September soll so eine inhaltlich begründete Priorisierung ermöglicht werden. Entscheidungen über Kürzungen sollen dann nicht isoliert, sondern im Abgleich mit den strategischen Zielen getroffen werden.

Leitbild und Strategie: Orientierung für die Zukunft

„Getragen von unserem christlichen Glauben an Gott und in Erfüllung unseres Sendungsauftrages treten wir als Ortskirche von Limburg für eine Gesellschaft ein, in der Menschen in aller Freiheit und Vielfalt Sinnorientierung und Gemeinschaft finden“ stellt Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke, Leiterin des Querschnittsbereichs Strategie und Entwicklung, den Entwurf der Formulierung für das Zukunftsbild vor. Sie betonte: „Denn die Frage nach Glaubensverkündigung, wie sie der Generalvikar am Anfang gestellt hat, ist eine Frage jenseits von Geld. Das ist eine Frage nach unserer Relevanz und unserer Wirksamkeit.“ Die fünf Wirkungsfelder des Leitbilds – Spiritualität fördern, Begegnung ermöglichen, Menschen begleiten, Erfahrungsräume bieten, Werte leben – sollen künftig als Kompass dienen, auch in Haushaltsfragen.

„Eine Gesamtantwort für eine komplexe Situation“

Sandro Frank, Leiter des Querschnittsbereich Strategie und Entwicklung, erläuterte die 16 gesamtstrategischen Ziele, die aus der Fachclusterarbeit, gesellschaftlichen Analysen und Gremienrückmeldungen abgeleitet wurden. „Diese gesamtstrategischen Ziele können nur in Verbindung mit dem Leitbild benannt werden (…) Sie sind weniger als Menükarte zu verstehen, aus der man auswählen kann, sondern als eine umfassende Antwort auf eine komplexe Situation.“ Als Beispiel nannte er das Ziel zur Innovationskraft: „Das Bistum hinterlegt bis 2035 sukzessive einen zu definierenden Anteil der Mittel des Gesamthaushaltsvolumens für die koordinierte Exploration von innovativen Ansätzen sowie Zukunftsfragen“ und machte klar: „Erst wenn wir wissen, wohin wir wollen, können wir sehr klar bestimmen, was brauchen wir dafür? Wo müssen wir investieren? Wo müssen wir neuen Ideen eine Chance geben?“

Gibt es noch Spielraum für Innovation und für Klimaschutz?

Ja. Thomas Frings stellte klar: „Wir verfügen über eine Zukunfts- und Infrastrukturrücklage mit über 100 Millionen Euro. Davon sind einige Millionen schon für Maßnahmen in der Zukunft verplant.“ Er machte deutlich, dass zusätzliche Mittel außerhalb der Kirchensteuer zwar wichtig, aber kein Allheilmittel seien: „Jenseits der Kirchensteuer wird die Kirche ärmer sein. Das muss uns klar sein bei allen Aktivitäten, die wir vielleicht entfalten können.“ Der Bereich Schöpfungsgerechtigkeit wurde im Gremienprozess noch einmal als wichtig hervorgehoben. Er wird im Rahmen der strategischen Ziele konkretisiert. Auch Klimaschutzprojekte sollen künftig strategisch begründet und finanziell abgesichert weiterverfolgt werden.

Keine Beschäftigungssicherheit, aber die Zusage, betriebsbedingte Kündigungen ausschließen zu wollen.

Wolfgang Pax betonte: „Es gibt keinen Plan, Entlassungen vorzunehmen (...) aber es wäre unseriös. Sie absolut auszuschließen.“ Und weiter: „Ich bin zuversichtlich, dass wir angesichts des demographischen Wandels und mit hoher Bereitschaft zur Flexibilität von allen Beteiligten einen Weg finden.“ Thomas Frings ergänzte: „Wir haben die große Chance, über einen Zeitraum von zehn Jahren zu gestalten (…) Wir werden die normale natürliche Fluktuation mit großer Wahrscheinlichkeit nutzen können, um betriebsbedingte Kündigungen auf ein Minimum zu reduzieren.“

Wie geht es weiter?

Bis September: Entwicklung und Abgleich von Spar-Szenarien mit strategischen Zielen.

Zweiter Gremientag am 27. September: Diskussion und Bewertung der Maßnahmen durch die kurialen und synodalen Gremien.

Ab Herbst: Konkrete Umsetzungsplanung auf allen Ebenen.

Begleitend: Aktuelle FAQs, Aufzeichnung des Meetings und weitere Infos im Newsletter und im Intranet.

Der zweite Gremientag im September 2025 ist der nächste Meilenstein. Bis dahin werden Szenarien für Einsparungen entwickelt und an den strategischen Zielen gespiegelt.  Bernadette Schwarz-Boenneke betonte: „Der zweite Gremientag ist der nächste Schritt. Bis dahin müssen wir die Szenarien konkretisieren.“

Generalvikar Pax schloss das Townhall-Meeting mit dem Bild, von dem er auch in seinem Werkstattbericht gesprochen hat „Wir sind im Moment dabei, ein neues Haus zu planen. Ich habe diesen Vormittag so erlebt, dass es ein Interesse gibt, sich zu beteiligen. (…) Wir ziehen in ein kleineres Haus – aber es soll wohnlich, gastfreundlich und lebendig bleiben.“

Die nächste Online-Informations- und Dialogveranstaltung findet nach Abschluss der Beratungen im 2. Gremientag und der Beschlussfassung in den Gremien im Herbst 2025 statt.

FAQs

Viele Fragen der Teilnehmenden wurden während des Meetings beantwortet. Wir haben alle Fragen gebündelt und beantworten im Folgenden auch die Fragen, die offen geblieben sind:

Worum geht es beim Strategieprozess eigentlich?

Der Strategieprozess soll klären, was wir als Kirche im Bistum Limburg künftig tun wollen – und warum. Das Leitbild und 16 gesamtstrategische Ziele geben dafür die Richtung vor.

Was ist die Resonanzgruppe?

Eine Gruppe aus Haupt- und Ehrenamtlichen, die Rückmeldungen zu Entwürfen aus dem Strategieprozess gibt – um Beteiligung zu sichern.

Welche Rolle spielen die strategischen Ziele?

Sie helfen, Maßnahmen zu priorisieren. Nicht alles kann bleiben – das, was bleibt, muss den Zielen dienen: Glaubwürdigkeit, Wirksamkeit, Zukunftsfähigkeit.

Wie werden die Themen „Weltkirche“, „Soziale Gerechtigkeit“, „Prophetische Dimension“ aufgenommen?

Auf Grundlage der Voten des Gremientages am 17. Mai werden u.a. auch diese Themen für die weitere Bearbeitung der Vorlagen für den 2. Gremientag geprüft.

Was bedeutet das „Ambitionsniveau“ von minus 101 Millionen Euro?

Wenn wir so weitermachen wie bisher, fehlen dem Bistum 2035 jährlich 101 Mio. Euro. Dieses strukturelle Delta muss über 10 Jahre hinweg durch Maßnahmen in den jeweiligen Haushaltsplänen durch strategische Umsteuerung vermieden werden. Unser Ziel: Auch in 2025 verfügen wir über einen ausgeglichenen Haushalt.

Wie viel Geld hat das Bistum noch? Wo werden zusätzliche Einnahmen generiert?

Das Bistum hat Rücklagen (z. B. aus Verkaufserlösen), aber die Kirchensteuereinnahmen sinken dauerhaft. Rücklagen sind endlich; sie können kein dauerhaftes Defizit finanzieren. Die Prüfung einer Verbesserung der Einnahmesituation ist Teil des Haushaltssicherungskonzeptes, wird sich aber erst langfristig auswirken.

Was meint ein „Haircut“?

Eine pauschale Kürzung aller Budgets im Jahr 2026 um rund 3 bis 4 %, damit der Haushalt sofort ausgeglichen ist – noch ohne strategische Priorisierung.

Kann schon konkret benannt werden, von welchen Bereichen und Zielen sich das Bistum verabschieden wird?

Alle Bereiche werden „bespart“. Bei der Frage von „Schwer- und Leichtpunkten“ geht es lediglich darum, in welchem Bereich mehr und in welchem Bereich weniger gespart werden muss.

Welche Bereiche werden konkret geprüft?

Fünf große Ausgabenfelder: Verwaltung, Kitas, Schule & Bildung, Seelsorge und Soziales & Caritas.

Wer entwickelt die Sparvorschläge?

Der Bereich Ressourcen & Infrastruktur in Verbindung mit dem Personalbereich mit Unterstützung einer externen Beratung. Grundlage sind die erarbeiteten Datenanalysen.

Wie verbindlich sind diese Szenarien?

Sie dienen als Entscheidungsgrundlage für Leitung und Gremien. Finale Beschlüsse werden erst nach den Gremienberatungen im September durch den Bischof getroffen.

Drohen Kündigungen?

Es gibt kein Programm für betriebsbedingte Kündigungen. Ziel ist, über natürliche Fluktuation und Umbau sozialverträgliche Wege zu gehen.

Kürzen auch Querschnittsbereiche wie Kommunikation oder Personal?

Ja, alle Bereiche müssen sich beteiligen – auch die Querschnittsbereiche. Die pauschalen Sparmaßnahmen betreffen die gesamte Organisation.

Gibt es noch Geld für Innovationen?

Ja – durch strategisches Beenden wenig wirksamer Maßnahmen (Exnovation) sollen Mittel für neue Ideen frei werden. Es gibt zudem eine Rücklage für Zukunftsinvestitionen (rund 100 Mio. Euro).

Bleibt Klimaschutz ein Thema?

Ja – als Teil des strategischen Ziels „Schöpfungsgerechtigkeit“. Klimaschutz wird bei Bau, Mobilität und Liegenschaften weiterverfolgt – aber auch hier gilt: klarer Fokus statt Gießkanne.

Wie kann ich mich einbringen?

Über Führungskräfte, in Fachteams, bei Infoveranstaltungen und ggf. über Rückmeldungen zur Strategie. Beteiligung wird ernst genommen – Feedback ist erwünscht.

Wie geht es weiter?

Bis September: Szenarien entwickeln
September: Gremien beraten
Ab Herbst: Entscheidungen und Umsetzungsvorbereitung

Martin Fuchs

Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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